Gib mir, o Gott ein Herz, das jeden Menschen liebet    

1) Gib mir, o Gott ein Herz,
das jeden Menschen liebet,
bei seinem Wohl sich freut,
bei seiner Not betrübet.
Ein Herz, das Eigennutz
und Neid und Härte flieht
und sich um ander Glück
als um sein Glück bemüht.

2) Seh ich den Dürftigen
so lass mich gütig eilen,
von dem, was du mir gibst,
ihm hilfreich mitzuteilen.
Nicht in dem eitlen Sinn,
groß vor der Welt zu sein
und mich geehrt zu sehn,
nein, Menschen zu erfreu'n!

3) Dies sei mir Freud und Lust,
auch unbemerkt von ihnen,
mit Rat und Hilfe gern
den Nebenmenschen dienen.
Mich treibe nicht erst Dank
zu milder Wohltat an.
Nein, was ich Brüdern tu,
das sei dir, Gott, getan!

4) Ein Trunk, mit dem mein Dienst
dem Durstigen begegnet.
Ein Blick voll Trost, mit dem
mein Herz Bedrängte segnet.
Ein Rat, mit dem mein Mund
im Kummer andre stärkt.
Nichts bleibt, so klein es ist,
von dir, Herr, unbemerkt.

5) Eilt wo ein boshaft Herz
Unfrieden anzurichten.
So lass mich sorgsam sein,
der Brüder Zwist zu schlichten.
Aus Schmähsucht kränke nie
mein Mund des Nächsten Ruh'.
Er rühme sein Verdienst,
deck' seine Fehler zu!

6) Die Rach' ist dein, o Gott!
Du sprichst: Ich will vergelten.
Drum lass' mich stille sein,
wenn Menschen auf mich schelten.
Gib, dass ich dem verzeih',
der mir zu schaden sucht.
Den liebe, der mich hasst,
den segne, der mir flucht.

7) Doch lass mich nicht allein
auf zeitlich Wohlergehen
mit eingeschränktem Blick
bei meinem Nächsten sehen.
Noch stärker müsse mich
sein ewig Glück erfreu'n.
Noch mehr sein Seelenheil
mit angelegen sein.

8) Den, der im Glauben wankt,
im Glauben zu bestärken.
Den, der noch sicher ist
bei seinen Fleischeswerken
von der verkehrten Bahn
des Lasters abzuziehn,
dazu verleih mir Kraft
und segne mein Bemühn.

9) O heilige du selbst,
Herr, meiner Seele Triebe
durch deine Lieb' und Zucht
zu wahrer Menschenliebe!
Wer nicht den Nächsten liebt
geht nicht zum Himmel ein.
Gott, diese Wahrheit lass
mir stets vor Augen sein!

Text:
Melodie: Nun danket alle Gott