1) Gib, Gott, wenn ich dir diene,
dass ich mich nicht erkühne,
darüber stolz zu sein!
Wer kann bei seinen Werken,
wie oft er fehlet, merken?
Wer ist von Mängeln völlig rein?
2) Such ich stets deinen Willen
so eifrig zu erfüllen,
als es dein Wort gebeut?
Kann ich auch etwas wagen,
auch Müh' und Trübsal tragen
für Tugend und für Frömmigkeit?
3) Entzieh ich mich den Sünden
auch stets aus rechten Gründen?
Aus wahrer Frömmigkeit?
Oft sind die guten Triebe
nicht Früchte deiner Liebe,
nur Früchte der Natur und Zeit.
4) Der Sünden meiner Jugend,
der Mängel meiner Tugend,
o Herr, gedenke nicht!
Willst du mit deinen Knechten,
wie sie's verdienen, rechten,
so trifft sie alle dein Gericht.
5) Doch wenn auch, dir zur Ehre,
rein meine Tugend wäre,
wes ist dies Eigentum?
wer ließ mich unterrichten?
Wer ließ in meinen Pflichten
mein Glück mich sehn und meinen Ruhm?
6) Wer gab mir, dich zu lieben
und dein Gebot zu üben,
die Lust und Freudigkeit?
Wer stärkte meine Kräfte
im Heiligungsgeschäfte?
Wer gab mir Mut und Sieg im Streit?
7) Du schaffst, dass ich dich wähle,
du rufst mich, wenn ich fehle
auf rechten Weg zurück.
Du ziehst mich ab von Sünden
und lässt mich Gnade finden
und gibst zu meiner Bessrung Glück.
8) Sollt ich mich dess' erheben,
was du, Herr, mir gegeben
hab ich auf Lohn ein Recht?
Könnt ich auch alles üben,
was du mir vorgeschrieben,
wer bin ich? Ein unnützer Knecht!