Gegen alle Macht (Ave Maria)

Der Liedtitel führt mit dem Begriff „Magnificat“ zunächst etwas in die Irre: Der Liedtext ist keineswegs der biblische „Magnificat“-Text, so wie er beim Evangelisten Lukas zu finden ist. Das Magnificat (so genannt nach dem ersten Wort des Textes in lateinischer Fassung „Magnificat anima meum dominum“: „Meine Seele preist [magnificare = hoch erheben, lobpreisen] die Größe des Herrn“) ist der Lobgesang Mariens, den sie anstimmt, als sie als gerade schwanger gewordene Frau ihre (ebenfalls schwangere) Base (Kusine) Elisabet besucht und diese „erfüllt vom Heiligen Geist“, wie es im Text heißt, ausruft: „Gesegnet bist du mehr als alle Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes“ (siehe Lk 1,39-56). Vielmehr spielt der einleitende Kanon-Refrain („Ave Maria“) auf die Szene an, die Lukas unmittelbar davor erzählt: Die Verheißung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel: „Der Engel trat bei ihr und sagte: Sei gegrüßt (lateinisch: „Ave“ !), du Begnadete, der Herr ist mit dir.“
Der zweite Teil des Liedtitels („- gegen alle Macht“) hat wiederum eng mit dem Magnificat zu tun, denn hier wird in einer visionären Schau nach einem Lobpreis auf den befreienden Gott die (göttliche) Umkehrung aller (menschlichen) Werte vorgetragen, etwa in dem Satz: „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen“ (Lk 1,52). Speziell dieser Satz wird in der 4. Strophe des Lieds („Jetzt klingt dein Lied in unsren Ohren“) aufgegriffen.
Die Strophen 1 bis 3, könnte man sagen, atmen sozusagen den Geist des Magnificat: Die Begriffe „altes Wort“, „neues Wort“, „altes Bild“ knüpfen an den Vers 45 an, wo Elisabet Maria meint, wenn sie sagt: „Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr sagen ließ."

Dieser Info-Text stammt aus dem AK SINGLES Liedblatt Nr. 51