Gast und Wirt der frommen Leute    

1) Gast und Wirt der frommen Leute,
o du holder Menschenfreund,
du befindest dich noch heute,
wo man dich von Herzen meint.
Wo du eingeladen bist,
da wird alles Kreuz versüßt.

2) Gehe nicht vor mir vorüber,
lass mein Herz ein Kanaa sein,
denn du kehrest doch viel lieber
bei betrübten Seelen ein,
als wo man es mit der Welt
und mit ihrer Wollust hält.

3) Es gebricht uns oft am Besten,
wie es dort am Wein gebrach,
ja, du machest deinen Gästen
oft ein trockenes Gelag.
Und so heißet alsodann
Kana kein Kanarien.

4) Bitten wir um deine Gaben,
ach, so scheint's, als wolltest du
nichts mit uns zu schaffen haben.
Ja, du sprichst uns harte zu,
deine Stunde sei nicht da
und die Hilfe noch nicht nah.

5) Doch, wenn man es nicht vermeinet,
so ist deine Meinung gut
und wenn man hat ausgeweinet,
folgt das süße Traubenblut.
Wer zuvor das Wasser trug,
füllt mit Weine seinen Krug.

6) Lass mich deine Weise lernen,
kommst an langsam, aber gut.
Will die Hilfe sich entfernen,
gib mir einen guten Mut.
Du schenkst erstlich Wermutwein
und zuletzte Nektar ein.

7) Endlich wird die Stunde schlagen,
die zum Helfen ausgesetzt.
Und die Hoffnung Palmen tragen,
wenn ich auf das Leid ergötzt,
Milch und Honig schmecken kann,
als wär ich in Kanaan.

8) Wenn ich auch in diesem Leben
stets aus Mara trinken muss,
so wirst du im Himmel geben
deiner Wollust Überfluss,
wenn mein Herz in jener Welt
mit dir ewig Hochzeit hält.

Text:
Melodie: Gott des Himmels und der Erden