Falsch hat mir die Welt gewogen    

1) Falsch hat mir die Welt gewogen,
als ich ihres Glück begehrt.
Ihre Glanzgebilde trogen,
perlen bot sie ohne Wert!
Mögen Kinder damit spielen
schimmernd im erborgten Licht;
Sehnsuchts-Kleinod du der Vielen,
Glanz der Welt, dich will ich nicht!

2) Meereswogen hör ich branden,
Sehnsucht taucht in tiefe Flut.
Wo so Viele Perlen fanden
wohl auch mir die Perle ruht.
Doch ich hab den Strand verlassen,
wo sich's drängte bunt und dicht,
Nacht, mit deinen Sternengassen
zeigst du mir die Perle nicht?

3) Hoch vom Himmel kommt der Friede
hergeweht aus stiller Nacht.
Eine Perle ruht im Liede
wie ein köstlicher Smaragd.
Perlen ruhen tief im Herzen:
liebe, Treue, Ernst und Pflicht,
kraft, gereift im Sturm der Schmerzen,
doch die eine ist es nicht!

4) Welche ist's? Sie zu besitzen
wächst mein Sehnen mehr und mehr.
Aller Erdenperlen Blitzen
lässt die hohle Schale leer.
Doch ein Blick hat mich getroffen
licht und segnend wie ein Tag,
und ich sah die Muschel offen,
drin die eine Perle lag.

5) Diese Perle muss ich haben!
Hier ist Schönheit, die entzückt.
Hier ein Tau, das Herz zu laben,
hier ein Schmuck, der köstlich schmückt!
Aber wie den Schatz erwerben,
den mir Gottes Wort verspricht?
Leben wird uns nur durch Sterben
und Gewinn nur durch Verzicht.

6) So will ich das Liebste geben
und das Teuerste, was mein.
Denn nur wer verliert das Leben,
kann der Perle Finder sein.
So will ichs zum Opfer bringen,
ob mein Ich dagegen spricht,
um die Perle zu erringen,
geht's durch Kampf und Selbstgericht.

7) Perle, köstlich werte, eine,
ja, du bist's, Herr Jesu Christ.
Ganz verklärt von deinem Scheine
wird nun, was mir teuer ist.
Was ich gebe, gibst du wieder,
schöner gibst du's mir zurück.
Leuchte du durch meine Lieder;
denn du bist das wahre Glück.

Text:
Melodie: Gott des Himmels und der Erden