1) Ew'ge Weisheit, Jesu Christ,
dU mein rechter Brautschatz bist,
hast du nicht vorlängst mir nicht
ein Verlöbnis zugericht't?
2) Ist die starke Liebeshand
nicht mein sich'res Unterpfand?
Hatt' ich nicht den Siegelring,
als ich deinen Geist empfing?
3) Hast du mich nicht schon geliebt,
ob ich dich gleich hoch betrübt?
Hast du deine Werbung nicht,
Bräutigam, auf mich gericht't?
4) Bracht' der Vater meinen Sinn
nicht aus Liebe zu dir hin,
als sein unverwehrter Zug
den Unglauben überwug.
5) Als ich mich nun zu wandt,
machtest du dich mir bekannt,
mehr als man Verlobte schaut
mit einander sein vertraut.
6) So viel Jahre, Tag' und Stund'
ist mir deine Liebe kund.
Und der Treu' Standhaftigkeit
dauert fest auf deiner Seit'.
7) Ist mir auch das Hochzeitskleid
schon durch dein Verdienst bereit't,
da du selbst, Herr Jesu Christ,
von mir angezogen bist.
8) Dies ist die Gerechtigkeit,
die mich schön und Herrlich kleid't,
dass an mir von meiner Sünd'
nichts Verdammlich's sich mehr find't.
9) Ja, es mangelt mir auch nicht
Heiligung, Kraft, Lieb' und Licht.
Du bringst mir wahrhaftig ein,
was mein ewig Teil wird sein.
10) Aber eines fehlt mir hier:
dass ich nicht ganz find' in mir
der verbund'nen Einigkeit
unbewegte Festigkeit.
11) Denn mein Wille lenkt sich wohl
manchmal aus dir, da er soll
in dir eingekehret sein,
dringen in das Eine ein.
12) Wie du mich nun, edler Gast
durch den Geist versiegelt hast,
das weiß ich, ich bleibe nun
ewig in der Liebe ruhn.
13) Also ziehe meinen Sinn
gänzlich in dein Wesen hin,
dass ich wie ein Engel steh
und dich eingedrückt mir seh.
14) Ich begehr nur in dein Herz,
sonst nicht auf- noch niederwärts.
Ohne dich will ich nicht sein
irgendwo gedrücket ein.
15) O, dass dieses Siegel blieb
auf den Armen meiner Lieb'
unverrücket eingeprägt,
wenn dich nur mein Leben regt!
16) So, dass auch kein Augenblick
mich von der Gemeinschaft rück',
nichts zu wollen, nichts zu tun,
als in dir, mein Lieb' zu ruhn.
17) Lass dies' Bild stets feste sein
in mein Herz gedrücket ein.
Tod und Leben mach mich gleich
deinem Bild im Himmelreich.
18) Wer will also scheiden mich
von der Lieb', die ewiglich
als ein Siegel in mir steht
und aus Gott in Gott eingeht?
überwug = überwiegte