1) Es wohnt im Menschen ein schönes Gefühl,
tief liegt es im Busen verborgen,
das trägt ihn empor aus der Erde Gewühl,
ist das Herz auch umfangen von Sorgen.
Wem ist nicht das schöne Gefühl bekannt,
des göttlichen Funke im Menschen genannt?
2) Mit sanften Ahnungen zieht es uns hin,
aus der Erde dumpfen Getümmel.
Es hebt und erwärmet den menschlichen Sinn,
und wir blicken erheitert zum Himmel.
Der Ewigkeit sind wir uns froh bewusst,
und Wonne durchströmt uns die irdische Brust.
3) Und wie im Busen der Glaube sich mehrt,
so mehret sich auch das Vertrauen.
Wer das himmlische Wesen kindlich verehrt,
der wird froh aufs Zukünftige schauen.
Umstürmt ihn das Leben auch noch so wild:
doch trägt er im Herzen das göttliche Bild.
4) Und wie auch das Schicksal wechselt und kreißt,
Gewitter und Stürme auch toben:
frei sehnt sich und strebt der unsterbliche Geist
mit stets kühnerem Fluge nach oben.
Die Woge, die wütend am Felsen bricht,
sie zertrümmert den Leib, doch die Seele nicht.
5) Die Seele ringet sich freier hervor
aus des Lebens Mühen und Qualen.
Sie schwingt sich zum Throne der Gottheit empor,
den die Sterne stets Herrlich umstrahlen.
Dort trinkt sie der Wahrheit himmlischen Quell
und schauet des Schicksals Zusammenhang hell.
6) So sei denn getrost, sei froh, mein Gemüt,
in des Unglücks furchtbaren Nöten,
das Göttliche, was dir im Busen erglüht:
es bleibt, keine Gewalt kann es töten.
Mir glänzt der Ewigkeit himmlischer Strahl,
drum wall ich hier freudig durchs irdische Tal.