Es wird wohl Winter weit und breit    

1) Es wird wohl Winter weit und breit,
die kalten Winde wehn,
die Erd' im weißen Totenkleid
kann nicht vom Schlaf erstehen. -

2) Mag wehn und brausen Sturm und Wind!
Der holde Lenz, des Himmels Kind,
kommt ja zur Erde nieder,
er kommt gewisslich wieder.

3) Es stehn wohl trauernd Au'n und Höhn,
denn ihre Kindlein sterben.
Sie blüheten so frisch und schön
und müssen nun verderben. -

4) Mag welken auch des Waldes Grün,
mag auch der Blume Glanz verblühn.
Der Lenz kommt ja hernieder,
und weckt die Toten wieder.

5) Gefesselt ruht des Bächleins Fall,
und Hain und Tal verstummen.
Wo bist du, süße Nachtigall?
Wo tönt der Biene Summen?

6) Mag ruhn des hellen Bächleins Fall!
Mag schweigen Lerch' und Nachtigall!
Der Lenz kommt ja hernieder
und weckt die Sänger wieder.

7) Es wird wohl schwarze bange Nacht,
wo ist der Tag geblieben?
Hat ihn des Dunkels strenge Nacht
vom Himmelszelt vertrieben?

8) Lass dunkeln nur die schwarze Nacht,
ein lieber Vater droben wacht.
Bald sendet er ja wieder
sein Morgenrot hernieder.

9) Die Erde ruht im Totenkleid,
von starrem Frost gebunden.
Schnell fliehen zwischen Freud und Leid
des Lebens Tag' und Stunden.

10) Mag sein! Mag schwinden Tag und Jahr!
Es kommt ein Kindlein wunderbar
in dunkler Nacht hernieder.
Bald, bald erscheint es wieder!

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