1) Es rötet sich des Hüttchens Dach,
es schwindet allgemach der Tag,
der Abendwolke Silbertau
tränkt meine liebe Blumen-Au.
2) Die Herden ziehen satt und schwer
vom hochbegrasten Anger her,
und geben gern zum frohen Dank
der vollen Euter süßen Trank.
3) Wie schauerlich die weite Flur!
Wie dämmert's rund in der Natur!
Und höher glänzt kein Fürstensaal,
als meine Hütt' im Abendstrahl.
4) Wie golden jedes Hälmchen Stroh!
Und dieses Herz - wie froh, wie froh!
O, wie so still und sorgenleer!
Und seine Lust - wie rein, wie hehr!
5) Erhalt, o Gott, in meiner Brust,
erhalt ihn rein, den Quell der Lust.
Gib, dass nicht Tand, nicht Eitelkeit
je trübe seine Lauterkeit! -
6) Der West in meinem Blumen lauscht,
dass sich kein Blättlein regt, noch rauscht,
und immer blässer wird der Strahl,
und immer stiller wird's im Tal.
7) In dieser Stille fühl ich ihn,
in dieser Stille sink ich hin,
und bet ihn an, auf dessen Wink
die Still' einst Lebenskraft empfing.
8) Bald schließen diese Augen sich,
bald labt der sanfte Schlummer mich.
Er labt mich eine kurze Nacht,
bis freudenvoll mein Aug' erwacht!
9) Sei mir gesegnet, stille Ruh!
Des ernsten Schlummers Bild bist du. -
ihm folgt nach einer längern Nacht
des ew'gen Morgens Glanz und Pracht!