Es muss numehr der Sonnenstrahl    

1) Es muss numehr der Sonnenstrahl
sich zu den Fischen neigen
so dass der Stunden Schattenmal
pflegt höher anzusteigen.
Es schmieget sich der weiche Schnee
und wird nun schiffbar Strom und See,
der Bächlein Silberbrücken
zerschmelzen und der raue Luft
enthält der Erd vereinten Duft,
mit Schau'r uns zu berücken.

2) Gleich wie der Fisch in heller Flut
ganz frei im Wasser streichet,
so schweben wir, in Gottes Hut,
die niemals von uns weichet.
Ihm, über, unter unsrem Pfad,
erscheinet Gottes Wundergnad',
dass wir gesichert wallen.
Des Höchsten große Mildigkeit
erhält die Seinen allezeit,
dass sie nicht sündlich fallen.

3) Hinweg mit aller Fastenacht
mit Spielen, Fressen, Saufen,
weg mit der Larven falschen Pracht,
womit die Toren laufen
und, mit der Mummen-Freudenschein
sich stürzen in die Höllenpein.
Weh solcher Frevler Lachen!
Die wisslich Gottes Ebenbild
- Dem Lügengeiste gleich verhüllt, -
sich selbst verwerflich machen.

4) Lasst uns gedenken dieser Zeit,
dass wir sind Staub und Aschen,
dass unsrer Sünden Herzeleid
uns mach in Tränen waschen.
So wahre Reu und Buße bringt
und uns, zu manchem Seufzer, zwingt,
die Christi Tod und Schmerzen
bei dieser Fastenzeit, erweckt,
dadurch die Weltfreud wird erstickt,
in gottergebnen Herzen.

5) O milder Gott, gib deine Gand',
dass wir uns wohl beraten.
Zu preisen deine Liebestat
zu diesen Marterzeiten.
Der Tod steht auch vor unsrer Tür,
wer mit dir leidet, Herrscht mit dir.
Die Trübsal kann behagen.
Dein Reich ist nicht von dieser Welt,
und wer sich gleich demselben stellt,
wird all's geduldig tragen.

6) Es stehet bei uns unser Gott,
wenn sich die Unglück häufen,
dass uns die Ströme, Not und Tod
auf einmal nicht ersäufen.
Er reißt uns aus der Flut heraus
und bringet uns getrost nach Haus,
wenn wir Ihm nur vertrauen
und warten gläubig auf die Zeit,
so Gott zur Rettung hat bereit':
wir werden Hilfe schauen.

Text:
Melodie: An Wasserflüssen Babylons