Es kostet viel, ein rechter Christ zu sein    

1) Es kostet viel, ein rechter Christ zu sein
und nach dem Sinne Jesu Christi leben;
denn der Natur geht es gar sauer ein,
sich immerdar in Christi Tod zu geben;
und ist hier gleich ein Kampf wohl ausgericht’,
das machts noch nicht.

2) Man muss hier immerdar auf Schlangen gehn,
die leicht ihr Gift in unsre Fersen bringen;
da kostet’s Müh, auf seiner Hut zu stehn,
dass nicht das Gift kann in die Seele dringen.
Wenn mans versucht, so spürt man mit der Zeit
die Wichtigkeit.

3) Doch ist es wohl der steten Mühe wert,
wenn man mit Ernst die Herrlichkeit erwäget,
die man zugleich bei Christi Dienst erfährt,
indem man ihm die schöne Schmach nachträget.
Es hat wohl Müh; die Gnade aber macht,
dass mans nicht acht’.

4) Man soll alsdann ein Kind des Höchsten sein,
ein reiner Glanz, ein Licht im großen Lichte;
wie wird der Leib so hell, so stark und rein,
so herrlich sein, verklärt im Angesichte,
dieweil ihn da die wesentliche Pracht
so schöne macht.

5) Da wird das Kind den Vater ewig sehn,
im Schauen wird es ihn mit Lust empfinden;
der lautre Strom wird es da ganz durchgehn
und es mit Gott zu einem Geist verbinden.
Wer weiß, was da im Geiste wird geschehn?
Wer mags verstehn?

6) Was Gott genießt, genießt es selig auch;
was Gott besitzt, wird ihm in Gott gegeben,
der Himmel steht bereit ihm zum Gebrauch.
Wie lieblich ist es doch, mit Jesus leben!
Nichts höher wird an Kraft und Würde sein
als Gott allein.

7) Drum auf, mein Geist, auf, auf, ermüde nicht,
durch alle Schwierigkeiten durchzureißen!
Was sorgest du, dass dirs an Kraft gebricht?
Bedenke, was für Kraft uns Gott verheißen!
Wie gut wird sichs doch nach der Arbeit ruhn,
wie wohl wirds tun!