Es ist nunmehr ein Tag dahin    

1) Es ist nunmehr ein Tag dahin,
die Sonne senkt sich nieder,
bedenke doch, mein Herz, ich bin,
Gott lob und dank, heut' wieder
um einen Tag der Ewigkeit
schon näher, denn hin geht die Zeit.

2) Her kommt der Tod, her kommt das Grab,
in das ich mich einst lege,
ich nehm, gleichwie der Tag, mit ab,
werd' alt, vergeh, und hege
in meiner Brust ein sterblich' Blut,
darinnen die Verwesung ruht.

3) Wie plötzlich fahr ich doch dahin,
eh ich es merk oder sehe,
dass ich schon grau und älter bin,
und nach und nach vergehe,
wie Blumen, die im Herbst geschwind,
eh man es merkt, verwelket sind.

4) Wie ein Geschwätz ist meine Zeit,
wie Wasser sind die Jahre,
es nagt an mir die Sterblichkeit,
bis ich von hinnen fahre,
sie nimmt mir täglich etwas ab,
und bauet stets an meinem Grab.

5) Ich weiß, mein Gott, es wird mit mir
gewiss auch Abend werden,
da ich das Licht der Welt verlier
und mitten auf der Erden
im finstern Reich der Toten lieg,
und Würmer zu Gesellen krieg.

6) Ach sei alsdenn mein Sonnenlicht,
wenn Leib und Seel' verschmachten,
so fürcht' ich mich im Finstern nicht,
und darf den Tod nicht achten.
Mein Grab wird hell und voller Schein,
die Schatten licht und glänzend sein.

7) So gib, mein Gott, dass ich fein süß
in meinem Bettlein schlafe,
bewach, mein Hirte, und umschließ
mich auch, wie deine Schafe,
so will ich für die gute Nacht
dir danken, wenn der Morgen lacht.

Das Wort "darf" wurde früher auch im Sinn von "muss" verwendet.

Text:
Melodie: Unbekannt