1) Es ist ein Gott, o fühl es, Herz
flieht, zweifelnde Gedanken!
O, lass mich nicht in meinem Schmerz
von dir, o Vater, wanken!
Du bist, du bist - ich seh dich ja -
in allen deinen Werken da,
schufst und regierst sie alle.
2) Da stehet deiner Allmacht Bild,
hier funkeln deine Sterne.
Da leuchtet ja so sanft und mild
dein Mond mir aus der Ferne:
da flieht vor deinem Glanz die Nacht.
Die Sonn' entsteigt in ihrer Pracht
dem Schoß der Morgenröte.
3) Wer hieß sie werden? Zog sie an
mit diesem Strahlenkleide?
Wer trug sie hin durch ihre Bahn,
Jahrtausende, wie heute?
Wer hat mit unermessner Hand
dies Zelt so Herrlich ausgespannt,
worin die Welten wohnen?
4) Wess' ist der Regen? Wess' der Tau?
Wer tränket Saat und Blüte?
Wer schmückt die Fluren und die Au
mit Wundern seiner Güte?
Wer schafft den Donner, wirft den Blitz
in Wettern um sich her, vom Sitz
der Allmacht, aus den Wolken?
5) In tausend Stimmen rauscht und tönt
dein Leben durch die Wälder.
Dein Segen, Herr, verjüngt und krönt
mit seinem Schmuck die Felder.
Laut rufen Lerch' und Nachtigall,
laut ruft der Berge Widerhall:
Gott schuf, Gott schuf dies alles!
6) Und könnt' ich, Gott, und könnt ich dir
aus deiner Welt entschwinden,
so würd' ich den Beweis in mir
von deinem Dasein finden.
Ich bin! Ich bin! Und könnt' ich sein,
wär' ich, Allmächtiger, nicht dein,
nicht dein Geschöpf, o Vater!
7) Der mich aus seiner Quelle tränkt,
mich speist von seinem Gute,
dess' Kraft in meiner Seele denkt
und wallt in meinem Blute
und fühlt und wirkt in Herz und Sinn,
durch den ich ward, und dess' ich bin,
muss der nicht sein und leben?
8) Und hat er nicht mit Vaterblick
dich treu und gut geleitet?
So manche Freude, manches Glück
dir unverdient bereitet?
Schau hin auf deines Lebens Bahn:
o Mensch, was hat er dir getan,
dass du ihn leugnen solltest?
9) Mit welcher Langmut und Geduld
hat er dich stets getragen!
Verzweifle nicht an seiner Huld.
Er höret deine Klagen,
wog deine Kräfte, deinen Schmerz.
Sei treu, zuletzt wird ihm dein Herz
auch für das Leiden danken.