1) Erhebe dich, mein Herze,
aus deiner Angst und Last,
entreiße dich dem Schmerze,
der deine Kraft umfasst.
Was willst du ferner klagen,
die Hilf' ist vor der Tür.
Nun enden sich die Plagen,
dein König kommt zu dir!
2) Dein König, der dein Sehnen
und Seufzen längst gehört,
dein König, der die Tränen
der Seinen gerne stört,
der Schwachen und Betrübten
ein milder König heißt,
indem er den Geübten
die Gnadenkrone weist.
3) Dein König ist dem Teufel
wie Pestilenz und Gift.
Die Unruh', Furcht und Zweifel,
die deine Seele trifft,
hat dieser Held bezwungen,
als er bis in den Tod
mit Höllenangst gerungen,
da fühlt er deine Not.
4) Sein Trauern, seine Schmerzen,
die seine Seel' empfand,
die Angst, die ihn im Herzen
mit Furcht der Höllen band,
der Kampf, der ihm im Garten
den Blutschweiß ausgepresst,
macht dein betrübtes Warten
zum steten Freudenfest.
5) So öffne denn die Pforten
und lad ihn freundlich ein,
klag ihm mit süßen Worten
nur deine Not und Pein,
geh, zeigt ihm deine Wunden,
erzähl ihm, was dir fehlt,
hier hast du Rat gefunden
vor allem, was dich quält.
6) Will dich die Schwachheit drücken,
die niemand heben kann,
so schau auf seinen Rücken
die Last der Sünden an,
siehst du auf deine Mängel,
sein' Unschuld ist dein Kleid.
Der unerschaffne Engel
ist die Gerechtigkeit.
7) Dein Helfer ist dein König,
der Zweig aus Davids Stamm.
Ist dieses noch zu wenig:
er ist dein Bräutigam,
der dich - ach, welche Liebe -
zu seiner Braut ersehn,
dies war es, was ihn triebe
in Not und Tod zu gehn.
8) Dein König kommt geritten
auf einer Eselin,
mit armutsvollen Schritten
mit sanft und stillem Sinn:
er kommt dich zu umfangen,
wenn er den Einzug hält,
die Hochzeit wird mit Prangen
im Himmel angestellt.
9) Dein König auserlesen
und schön von Angesicht,
des Höchsten Bild und Wesen,
der Glanz von Gottes Licht,
des Vaters Wohlgefallen,
des großen Gottes Sohn
erwählet dich vor allen
zu seiner Freud' und Kron'.
10) Mein König kommt, geht breitet
die Kleider auf den Weg.
Ihr andern eilt, bereitet,
streut Palmen auf den Steg.
Mein König kommt schon nahe,
drum geh ich auf die Bahn,
dass ich, ihn recht empfahe,
stimmt Freudenlieder an!
11) Mein König kommt, willkommen!
Ach, welche Freud' und Lust!
Ich hab ihn aufgenommen,
er labet meine Brust.
Er tränket mich mit Weine,
er küsset meinen Mund,
er tröstet die Gebeine, -
nun ist mein Herz gesund.