Ergreife nun dein Harfenspiel    

1) Ergreife nun dein Harfenspiel,
da Licht und Tag verschwindet
und sich der langen Arbeit Ziel
spät in den Schatten findet!
komm, Seele, dring zu Gottes Thron
und opfre deiner Lieder Ton,
vom Geist des Danks entzündet.

2) Nie ist man schöner aufgewacht,
als unter Preis und Loben.
Nie fängt man sel'ger an die Nacht,
als wo das Herz, erhoben,
Gott seine letzte Kraft noch schenkt,
die Spuren seines Rats durchdenkt
und seiner Liebe Proben.

3) Gott sorgt und waltet spät und früh,
treu, wie ein Vater pfleget.
Gott wacht, er schläft und schlummert nie,
er, der den Weltbau träget.
Wie ist ein Mensch so wohl daran,
der Gottes Wegen folgen kann
und sein Werk überleget!

4) Das ist nicht eines Sünders Tun,
der seine Zeit durchspielet,
den Tag verprasst, und heimlich nun
noch seine Lüste kühlet.
Des' Leben nur im Fleische blüht,
der Gott nicht kennt, sein Werk nicht sieht,
noch seinen Eindruck fühlet.

5) Doch du bleibst Gott, wenn er auch blind,
verzärtelt und verwöhnet,
frech, trotzig, stolz und weltgesinnt
dich und dein Tun verhöhnet.
Wie weht ihn Wind und Zeit davon!
Bald welket er, - er modert schon,
verflucht und unbetränet.

6) Ich bete dich im Dunkeln an,
doch in dein Licht entzücket,
Gott, den ich nicht satt denken kann,
des' Name schon erquicket!
Wie selig ist, wer dich erkennt,
wer dich im Glauben Vater nennt,
wie hoch ist der beglücket.

7) Du hebst mein frohes Haupt empor.
Wer ist es, der mir schade?
Nichts sieht mein Aug', nichts hört mein Ohr,
als allenthalben Gnade.
Ich weiß mich mit dir ausgesühnt,
ich grüne, wie ein Palmbaum grünt, -
im Alter noch gerade.

8) O möchte sich von Stund' zu Stund'
mein Herz in dir entzünden!
O, könnte doch mein Geist, mein Mund
genug des Lobens finden:
wie du so fromm, so gnädig bist,
und wie kein Unrecht an dir ist,
der Nachwelt zu verkünden.

9) Das sei mein Tagwerk jeden Tag,
das meiner Nächte Dichten!
Ob mich der Schlaf umhüllem mag,
vergess' ich dein' mit nichten.
Gott! Nimm dies Abendlied von mir,
bald morgens knie ich neu vor dir,
mein Opfer zu entrichten.

Text:
Melodie: Allein Gott in der Höh sei Ehr