Erbebet nicht vor Tod und Grab    

1) Erbebet nicht vor Tod und Grab!
Im Grabe ruht der Müde.
Es sinket sanfter Friede
auf den Entschlafenen herab!
Und Sorg' und Kummer
entfliehen bei des Todes Schlummer.
Ausgeduldet sind die Leiden.
Bebt nicht vor dem letzten Scheiden!

2) Gibts irgend was auf dieser Welt,
das unsre Sehnsucht stillet,
des Geistes Wunsch erfüllet?
Nur dann, wenn diese Hülle fällt,
wird wahres Leben
der, der uns schuf, dem Geiste geben.
Hier ist Schatten, dort ist Klarheit.
Hier ist Täuschung, dort ist Wahrheit.

3) Zwar manche Frühlingsblumen blühn
auf unsern Erdenwegen
zur Freude uns entgegen!
Pflückt sie mit Dank, eh' sie verblühn!
Doch lernt in Tagen
der Freude - dulden, Schmerz ertragen.
Ach, wie nah grenzt bittres Leiden
oft an unsre besten Freuden!

4) Seht, wie hier oft die Unschuld weint,
vom Laster oft besieget
im Staube Tugend lieget
und freut euch, dass ein Tag erscheint,
wo ihre Krone
der Tugend wird vor Gottes Throne.
Wo der Unschuld ew'ge Freuden
blühen aus der Saat der Leiden!

5) Bebt, Christen, nicht vor Tod und Grab.
Lebt fromm und gut hienieden.
Dann bringt ein Engel Frieden
euch mit dem Todesschlaf herab.
Und Schmerz und Sorgen
entfliehen. Einst an Gottes Morgen
strahlt euch eine schön're Sonne,
wecket euch zu Himmelswonne.

6) So führte dich, o Simeon,
der Tod mit Engelsmilde
in selige Gefilde!
Dort reichte dir der Tugend Lohn
der, den dein Glaube
umfasste in der Erde Staube.
Uns so wird zu allen Frommen
einst der Tod als Engel kommen!

Text:
Melodie: Unbekannt