Er legt ein Senfkorn klein    

1) Er legt ein Senfkorn klein
in seine Erde nieder,
der Winter bricht herein,
es kehrt der Frühling wieder,
unscheinbar wächst der zarte Keim,
als wär' auf Erd' er nicht daheim.

2) Da kommt des Sommers Glut,
es flammt in Ungewittern
der Lohe wilde Flut
und macht die Berge zittern,
die Eiche fällt, die Zeder bricht -
die kleine Pflanze sehrt sie nicht.

3) Die hebt ihr Haupt empor
von Trümmern rings umgeben,
sie bricht mit Macht hervor,
als fänd' in Tod sie Leben -
sie hat an unsrer Sonne nicht
des Lebens Kraft, des Lebens Licht.

4) Der Abend dämmert auf,
der Herbst durchrauscht die Wipfel,
das Blattwerk liegt zu Hauf,
kahl sind der Berge Gipfel -
und sieh, ein wunderbarer Baum
emporragt zu des Himmels Raum.

5) Von seinen Zweigen klingt
ein Himmelssang hiernieder,
zu seinen Zweigen dringt
ein Chor der Dankeslieder,
von Menschen auf, den Engeln zu,
ein Loblied abendlicher Ruh.

6) Im Schatten dieses Baums
lass ruhn auch uns hernieder.
Genesen alles Traums
gib unter ihm uns Frieden
von Deiner Gnade überdacht,
von Deiner Lieb' zur Lieb' entfacht!

Text:
Melodie: Unbekannt