1) Er kommt, er kommt, so tönts schon lange
durch alle Lande laut und still.
Der Erdkreis hörts und harret bange
und forschet, was da werden will.
Die klugen Jungfraun stehn bereitet
mit brennend hellen Lampen da.
Von Mund zu Mund die Botschaft schreitet:
der Herr ist nah! Der Herr ist nah!
2) Und dennoch liegt die Welt gebunden
in kalter finstrer Winternacht.
Noch hat das Licht nicht überwunden,
nur hier und da ein Auge wacht.
So manches Knösplein möchte sprießen,
und bleibt zurück, von Frost gebannt,
und von den hellsten Sternen fließen
nur matte Strahlen auf das Land.
3) O Herr, wie lang willst du verziehen?
Wann kommst du doch zu deiner Braut?
wann wird die alte Nacht entfliehen?
Wann wird der Tempel auferbaut?
Komm, komm zu deiner armen Herde
mit deinem Heilgen Geist herbei,
und mache durch dein Blut der Erde
von ihrem alten Fluche frei!
4) Getrost! Schon geht ein leises Tauen
durch alle Felder rings umher.
Schon will der Morgen leise grauen,
schon ist die Nacht so schwarz nicht mehr.
Bald wird der Himmel purpur glühen,
dann steigt die Sonn' empor in Pracht.
Da wird die Wüste lieblich blühen,
und was erstarrt war, lebt und lacht.
5) Ihr Brüder freuet euch und singet!
Der König kommt mit Macht heran.
Harrt nur im Stillen, fleht und ringet
und wandelt gern die Leidensbahn!
Habt nur die Lenden stets umgürtet
und haltet klüglich Öl bereit,
auf dass auch euch der Herr bewirtet,
wenn Er einst kommt in Herrlichkeit!