Entbinde mich, mein Gott, von allen Banden    

1) Entbinde mich, mein Gott, von allen Banden,
womit mein Geist noch so gebunden ist.
Mach aller Feinde Tücke ganz zuschanden
durch den, in welchem du mein Retter bist.
Brich durch und mach mich durch den Sohn
zum recht Befreieten, sonst komm ich um die Kron.

2) Ich lieb dich wohl, doch, soll ichs recht bekennen,
noch lange nicht, wie’s meine Seel begehrt;
es ist noch was, ich kann es selbst nicht nennen,
das oft den Geist in deiner Liebe stört.
Ach fänd ich doch ein Räumelein,
da ich könnt ungestört in deiner Liebe sein.

3) Gedanken plagen mich und Phantaseien,
Zerstreuung viel; die Schwermut der Natur
kommt noch dazu. Ach, wer wird mich befreien?
Wer zeigt zur Freiheit mir die rechte Spur?
Wie lang soll ich gebunden sein?
Wann schau ich ins Gesetz der vollen Freiheit ein?

4) Die Eigenliebe schleicht sich in die Glieder
und stört durch ihren Trieb mir alle Ruh;
dies schlägt die Freudigkeit der Seele nieder.
Kaum tut das Herz sich auf, ists wieder zu.
Wann kommt mein voller Sonnenschein?
Soll Licht und Finsternis denn stets im Wechsel sein?

5) Entbinde mich, mein Gott, von allen Banden,
und was mich noch im Fleisch gefangen hält.
Ists nicht genug, wenn auch nur eins vorhanden,
das mich noch binden kann in dieser Welt?
Soll ich gebunden sein, so sei,
was meine Seele bindt, sonst nichts als deine Treu.

6) Wen Liebe bindt, ist nicht ein Knecht der Sünden,
er bleibt in Banden auch ein freier Mann.
Mein Vater, so will ich mich lassen binden,
wenn ich dein freies Kind nur bleiben kann.
Nur frei von dieser argen Welt,
dass meine Seele doch ihr Freiheitsrecht behält!

Text:
Melodie: Wie gut ist’s, Christi Schäflein werden

Das Lied "Entbinde mich, mein Gott, von allen Banden" ist in 1 Liederbüchern enthalten:

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