Einmal ist die Schuld entrichtet    

1) Einmal ist die Schuld entrichtet,
und das gilt auf immer hin.
Moses Opfer ist vernichtet,
da ich nun vollendet bin.
Einer hat’s auf sich genommen,
einer bringt sich für mich dar,
er, auf den beim Dienst der Frommen
schon vorlängst gedeutet war.

2) Ehe man dem Herrn zur Gabe
Gottes Lämmlein dargebracht,
ward aus aller unsrer Habe
weniger als nichts gemacht.
Dachte man bei dem Altare,
die Versöhnung sei geschehn,
so hieß Gott nach einem Jahre
immer wieder opfern gehn.

3) Was ist's Wunder? Blut der Rinder
und die Asche von der Kuh
setzet freilich bei dem Sünder
das Gewissen nicht zur Ruh'.
Dein Versprechen, dein Verbitten,
hätt' es gleich noch größern Schein,
als das Opfer in der Hütten,
wird doch wohl nicht besser sein.

4) Alle unsre Schuldigkeiten,
die Gott von uns fordern kann,
sind hinaus auf alle Zeiten
schon auf einmal abgetan.
Einer hat sie übernommen,
alles steht in Richtigkeit
und seitdem der Bürge kommen,
ist es nicht mehr Zahlungszeit.

5) Man hat nichts mehr auszumachen,
es ist nichts mehr abzutun,
und bei allen unsern Sachen
lassen wir die Hände ruhn.
Wir genießen nur die Früchte
dessen, was e r ausgemacht,
als er uns in dem Gerichte
längst mit Ehren durchgebracht.

6) Wisst ihr dieses denn, ihr Seelen?
Übt ihr's denn vor's Vaters Thron? -
man hat nichts mehr zu verhehlen,
man beruft sich auf den Sohn. -
aber sind vor Gott die Sachen
nun auf heute ausgemacht:
was wollt ihr denn morgen machen,
wenn ihr was zur Schuld gebracht? -

7) Da geht's, wie im alten Bunde;
heute ist man ausgesöhnt,
und zu einer andern Stunde
wird die Freudigkeit verhöhnt.
Diesmal ist die Schuld vergeben, -
hat man wieder was getan,
denkt man: Ach, nun kommt es eben
auf des Schöpfers Gnade an!

8) Man ergreift zwar Christi Büßen,
aber nur für eine Tat,
die man jetzt zu Gottes Füßen
etwa abzubitten hat.
Findt sich neues Übertreten,
so kommt's wieder darauf an,
ob man abermal mit Beten
sein Gewissen stillen kann.

9) Und damit man Gottes schone
bei so vielem Überlauf,
tut man nun vor seinem Throne
einen neuen Vorsatz drauf,
- Eben nicht auf eigne Kräfte, -
man erbittet Christi Kraft, -
und doch findt man im Geschäfte,
dass man nie war Bessres schafft.

10) Da, da geht's dann an ein Klagen,
da geht's an ein Ernstlichtun.
Bald will man's auf's neue wagen,
bald in Gottes Willen ruhn, -
und darauf bald wieder rege
fort an seinen Frohndienst gehn. -
endlich wird man dürr und träge,
endlich kommt's zum Stillestehn.

11) Nun, was hat man da gewonnen?
Unruh ist der saure Lohn.
Euer Vorsatz ist zerronnen,
eure Hoffnung geht davon.
Woran fehlt's - Man will nicht wissen,
dass mit einer Opfergab',
als man ihm den Leib zerrissen,
Christus uns vollendet hab'.

12) Lerne doch erst überschlagen,
ob du's auszuführen weißt,
wenn dich Gott in Gnadentagen
zur Bekehrung kommen heißt!
Du musst nicht nur darum sorgen,
ob das Alte abgetan, -
denke, ob dein Herz auf morgen
es denn besser machen kann?

13) Der im Namen aller Seelen
unsern Schuldbrief übernahm,
wusste alle herzuzählen,
als es zum Bezahlen kam.
Was im Fleisch und Herz und Nieren
lange als verborgen schlief,
nächst dem, was wir wirklich spüren,
das stund alles in dem Brief.

14) Wir sind viel zu schlimme Knechte!
Gott lässt sich mit uns nicht ein,
wenn er soll ob seinem Rechte
gegen uns befriedigt sein. -
Christus sprach zur rechten Stunde:
sieh, ich komm mit meinem Leib,
dass im Volk von deinem Bunde
keiner mehr dein Schuldner bleib!'

15) Nun, ihr halb gewesnen Knechte
und halb Kinder in dem Haus,
macht's vor Gott in Christi Rechte
ganz auf alle Sünden aus.
Ihr habt nichts mehr zu versprechen,
ihr habt vor den Schulden Ruh',
und ein jegliches Gebrechen
rechnet immer neu dazu.

16) Kurz, mit einer Opfergabe
hat das Lamm so viel getan,
dass das Volk von seiner Habe
sich vollendet nennen kann.
Unsere Gerechtigkeiten
wachsen nicht in unsrer Kraft,
weil ihr Grund vor unsren Zeiten
in dem Opfer Jesu haft'.