1) Einer sank von meinen Tagen
jetzt ins Meer der Ewigkeit.
O, wie schnell entflieht die Zeit!
Schneller, als das Rad am Wagen!
Ist der junge Morgen da,
dann ist schon der Mittag nah,
und ihm folgt bald der Abend.
2) Wie gebrauchst du deine Stunden?
Ruft mir mein Gewissen zu.
Sind dir nicht in falscher Ruh'
manche ungenutzt verschwunden?
Andere hast du wohl gar,
rede, rat ich jetzt nicht wahr,
in des Satans Dienst verbrauchet?
3) Wer entfliehet dem Gewissen,
wenn es unser Tun verklagt,
und an unser Herze nagt,
mit empfindlich harten Bissen?
O, es schwellen, wenn du drohst,
Furcht und Hoffnung, Angst und Trost,
wechselweis' in unsern Busen!
4) Ich bekenne, dass ich heute
oft gestrauchelt, oft und viel
in den Schlamm der Sünden fiel,
und mich meines Falls noch freute.
Auch ist heut', von meinem Teil,
keines Menschen Glück und Heil
aufgeholfen und gebessert.
5) Gott, doch forderst du mich Armen,
mich verkehrten Sünder, nicht
vor dein heiliges Gericht:
nein, du schenkst mir dein Erbarmen!
Deine Langmut und Geduld
tilget meiner Sünden Schuld,
und gewährt mir Zeit zur Buße.
6) Deiner Großmut, Freund und König,
war's, dass sie mich nicht verließ,
nicht im Zorne von sich wies,
nicht genug, noch viel zu wenig,
o, ich ward mit Gütigkeit,
wie beständig, so auch heut,
in dem reichsten Maß beschenket.
7) Würd' ich nicht zum Dank erreget,
o, so müsst ich mehr als Stein,
härter noch als Felsen sein,
die kein wilder Sturm beweget.
Nein. Ich beuge meine Knie,
Gott, vor deinem Throne. Sieh,
meines Dankes Träne fließen.
8) Lob und Dank, und Preis, und Ehre,
Vater, werde dir gebracht.
Du hast für mein Wohl gewacht,
da ich sonst verloren wäre.
Du entferntest Angst und Not,
schenktest mir mein täglich' Brot,
Überhäuftest mich mit Frieden.
9) Vater, lass das Bild der Sünden,
lass das Bild der Missetat,
die mein Herz bewilligt hat,
lass es, Gott, vor dir verschwinden!
Du, den man auf Golgatha,
für die Sünder sterben sah,
Christus, gib, dass Gott verzeihe!
10) Gib, dass sich vom rechten Pfade,
künftig nicht mein Fuß verliert.
Wozu mein Beruf mich führt,
dazu gib mir Glück und Gnade.
Geht es mir hienieden gut,
schütz mich dann vor Übermut.
Tröst mich aber, wenn ich leide.
11) Was mit mir durchs Blut verbunden,
meine Obern, meinen Freund,
meinen unversöhnten Feind,
leg ich jetzt in deine Wunden!
Gott, dein Arm, der helfen kann,
nehm sich ihrer kräftig an.
Nie wird ihnen dann was mangeln.
12) Gott, weich nie von meiner Seiten!
Meine Seele hoff auf dich!
Lasse deinen Engel mich,
treu, auf rechtem Wege leiten.
Lehr, wenn mir mein Fleisch, die Welt
oder Satan, Netze stellt,
dies verborgen Netz mich sehen.
13) Schließt euch nun, ihr Augenlider,
schließt euch nun in frommer Ruh' -
Gott ist mit mir - immer zu.
Schlafet sanft, ihr müden Glieder.
Meines Lebens letzte Nacht,
die mir oft Gedanken macht,
sei nicht schwärzer, als die heut'ge!