Ein Tag ist abermals erfüllt    

1) Ein Tag ist abermals erfüllt,
ein Lebensschritt vollbracht.
Den müden Kreis der Erde hüllt
in schwarzen Flor die Nacht.

2) Wie gehen unsre Tage hin!
Ach, oft wie ein Geschwätz!
Wie oft verfehlt der eitle Sinn,
o Höchster, dein Gesetz!

3) Es merket nicht, wie oft es fehlt,
das schwache Menschherz,
wirft auch, von ihrer Last gequält,
die Schuld gern hinterwärts.

4) Doch dir, Allwissender, entgeht
der kleinste Fehltritt nicht.
Auch unerkannte Sünde steht
vor deinem Angesicht.

5) So ist auch meiner Tage Schuld
dir, Herr, genau bekannt.
Du weißt es, wie ich deine Huld
oft übel angewandt.

6) Wie wollt' ich nun vor dir bestehn,
zögst du mich vor Gericht?
Sei gnädig, Herr, vernimm mein Flehn! -
verwirf den Schwachen nicht!

7) Eh' noch der Schlaf mein Auge schließt,
will ich die Schuld bereun,
in Christo, der für mich gebüßt,
den Bund mit dir erneun.

8) Ich bin versühnt! Nun walte du,
dass meine Seele treu
und auch der müden Glieder Ruh'
dir, Herr, geheiligt sein!

9) Die starke Hand, die alles hält,
o, reiche sie mir dar,
und schütze mich, wenn dir's gefällt,
vor nächtlicher Gefahr!

10) Und soll ich wiederum gesund
den neuen Morgen sehn,
so hilf, dass in dem Gnadenbund
ich möge fest bestehn!

Text:
Melodie: Ich singe dir mit Herz und Mund