1) Ein Seufzer, der erhöht
tief aus dem Herzen geht
und Gott, zu dem er dringet,
der Andacht Opfer bringet,
ist niemals unerhöret
von Gott zurückgekehret.
2) Wer zum Erhaben spricht,
der in dem reinsten Licht
hoch über Sonnen thronet,
allmächtig straft und lohnet,
den ehret hoch sein Beten,
weil er vor Gott darf treten.
3) Und wer in dem Gebet
in Jesu Namen fleht,
wird nicht vergeblich bitten.
Gott wird ihn überschütten
mit seinem reichen Segen,
des frommen Betens wegen.
4) Da fließt ihm Heil und Ruh'
von Gottes Himmel zu.
Da steht die Himmelsleiter,
wo Engel, als Begleiter,
des Beters Flehn und Singen
zum Stuhle Gottes bringen.
5) Er steigt in kühnem Lauf
zum Throne Himmels auf.
Und Gott steigt liebreich wieder
zu seinem Kummer nieder,
und lindert dieser Erde
herzpressende Beschwerde.
6) Gott hat ja zugesagt:
wer es ihm kindlich klagt,
was ihn für Leiden fassen,
den will er nicht verlassen.
An seines Thrones Stufen
soll er umsonst nicht rufen.
7) So steig ich denn die Bahn
des Betens da hinan,
wo Gnad' auf Gnade fließet
und sich auf uns ergießet.
Ach, höre, Gott des Bundes,
die Rede meines Mundes.
8) Tu auf! Ich klopfe an.
Hilf, dass ich finden kann,
wonach ich sehnlich trachte,
was ich am höchsten achte,
was ich vor allem wähle:
das Wohlsein meiner Seele.
9) O Gott, du hörst mein Flehn!
Es wird gewiss geschehn.
Du wirst mit Vaterhänden,
was ich hier bat, mir senden.
Du tust auf unser Flehen
ja mehr, als wir verstehn.