1) Ein's Christen Herz sehnt sich nach hohen Dingen
ein irdisch Herz nach dem, was irdisch heißt.
Hält Gott die Seel', kann sie kein Weltgeist zwingen,
weil Gottes Kraft sie stärkt und zu sich reißt.
Gott ist getreu, wenn man sich zu ihm wendet,
er Fängt wohl an, er mittelt, er vollendet.
2) Ja, er kömmt selbst zuvor mit seiner Gnade,
er suchet uns, er will uns zu sich ziehn,
es schätzt der Herr so hoch die arme Made,
ob sie gleich sollt mit Jona vor ihm fliehn,
liebt er sie doch, und will ganz ungern lassen
das Sündenkind, er sucht es zu umfassen.
3) Ach! Öffne mir die Tiefe meiner Sünden,
lass mich auch sehn die Tiefe deiner Gnad',
lass keine Ruh' mich suchen oder finden,
als nur bei dem, der solche für mich hat,
der da gerufen: ich will euch erquicken,
wenn auch die Sünd' und ihre Last recht drücken.
4) O teures Lamm, das dort Johannes sahe,
wie es vom Anfang her erwürget ist,
nimm weg von mir die Sünd' und sei mir nahe,
dass ich dich seh' und schmecke, wie du bist.
Lass mich durch dich, o Lamm, recht überwinden
mein größtes Kreuz, die Gräuel meiner Sünden.
5) Gib mir ein reines Herz, damit ich sehe,
was kein natürlich' Aug' gesehen hat,
gib deine Lieb' ins Herz, dass ich verstehe,
was nie ein Mensch erfahren in der Tat.
Lass mich doch vom verborgnen Manna essen,
und dein, o Jesu, ewig nicht vergessen.
6) So soll dein Lob dann von mir stets erklingen,
so lang ich noch in dieser Schwachheit bin.
Dann aber werd' ich dir ein neu' Lied singen,
inzwischen nimm dies Lallen von mir hin,
bis ich dort werde mit den Seraphinen
in deinem Tempel Tag und Nacht dir dienen.