1) Ein jeder Mensch merk eben drauf:
ein neuer Steren ist gangen auf,
was mag er uns bedeuten?
Ein solches Licht zur Warnung g'schicht,
das Christus bald komm zu Gericht
in diesen letzten Zeiten.
2) Licht und Wahrheit hat vorgesandt,
sein Gloria gemacht bekannt,
dass man sich zu ihm wende:
die Welt, die will's nicht nehmen an,
drum kommt der Richter auf die Bahn
und will schier machen Ende.
3) Der Widerchrist braucht noch sein Schwert,
das Christentum, das ist verkehrt,
die Wahrheit man stets neidet.
Satan verführt die ganze Welt,
sich in Engel des Lichts verstellt,
kein wahren Christen leidet.
4) Drum wird der Richter kommen bald
in Gottes Glori und Gewalt,
unschuldigs Blut zu rächen:
der gläubig' Wirt genommen auf,
und verdammt wird der gottlos' Hauf,
Christus wird Urteil sprechen.
5) Deshalben jeder Mensch hab Acht,
den neuen Steren wohl betracht,
zum Ausgang sollt sich rüsten,
mit Christo tragen Kreuz und Leid,
dass er erlang dir ewig' Freud
mit den verfolgten Christen.
6) Zur Zeit, als Mensch geboren Christ,
ein neuer Steren erschienen ist,
wie ein Kind in Gotts G'stalte:
Sibylla zum Augusto sagt
'Ein Kind, geborn von einer Magd,
das sollt vor Gott anbeten.
7) Es g'schahen sonst der Wunder mehr,
die girrten, sagten 'Gott, der Herr
erscheinen würd' auf Erden,
es würd' kommen der Herr der Welt,
der alle Kreatur darg'stellt,
einem Mensch gleich zu werden.'
8) Die weisen Kön'g aus Orient
den neuen Steren hatt'n erkannt,
der sie zu Christo g'führet,
als er noch lag zu Bethlehem,
dieser neu' Steren führt zu dem,
der im Thron Gotts regieret.
9) Derselb' Stern war der Erden nah,
dieser neu steht am Himmel hoch.
Der Erst' der Welt nicht scheinet,
dieser erleucht' die ganze Welt,
ermahnet, dass ein jeder sollt
mit Gott werden vereinet.
10) Der Erst' zeigt neugeboren Kön'g
der Erden würd' figürlich' Ding',
der Ander' will bedeuten,
dass Christus woll' verziehen nicht
und selber kommen zu Gericht,
die arg' Welt auszureißen.
11) Der Erst' verkündet große Freud',
der Ander' auch das ewig' Leid,
der Jüngst' Tag sei vorhanden:
die dann nicht hätt'n bekehret sich,
die müssten werden jämmerlich
am letzten Tag zuschanden.
12) Die Zeichen für den Jüngsten Tag,
wie man leichtlich beweisen mag,
geschahn zu allen Zeiten.
Kein solchen Steren sah man nie,
weil diese Welt gestanden hie,
es würd' das End' bedeuten.
13) Wie jetzund viel der g'lehrten Leut'
sagen, dass dieser Stern bedeut,
dass Christus wiederkommen
in Gloria und Herrlichkeit
und machen werd' den Unterscheid
der Bösen und der Frommen.
14) Der neu' Stern geht am Himmel um,
ermahnt, das man zu Christo komm
von vier Arten der Erden:
sie sollen kommen in sein Reich,
mit Abraham und mit Jakob gleich
Gotts Tischgenossen werden.
15) Die aber Christum nicht gesucht,
mit dem Satan bleiben verflucht,
das Himmelreich nicht erben.
Die gehn nicht zur Hochzeit ein,
heraußen müssen ewig sein
und in der Höll' verderben.
16) 'Drum wachet', spricht des Herren Mund,
"Ihr wisset weder Tag noch Stund",
wenn euer End' wird kommen:
erhebet euer Haupt empor,
der himmlisch' Steren leuchtet vor,
in Himmel ruft die Frommen'.
17) O lieber Mensch, sieh dich wohl für,
der Richter ist jetzt vor der Tür,
ruft bald an Gottes Namen,
nämlich den Herren Jesum Christ,
die leiste Buß' auf Erden jetzt,
o Herr, erlös' uns Armen.
Steren = ältere Form von Stern