1) Du selge Liebe du!
wohl heißest du verborgen:
Wer kommt in dir zur Ruh?
Wer lernet deinen Rat,
der so viel Tiefen hat?
Die Seelen nur allein,
die ohne Wahlen sein.
2) Wer nichts auf Erden will,
lässt Gottes Liebe sorgen;
sein Sinn ist immer still,
sein Puls schlägt ordentlich,
sein Herz vergnüget sich;
in allerlei Gefahr
verbleibt sein Auge klar.
3) Wie wollte Satanas
dies stille Wohlsein kränken?
als dass er irgendwas
im Menschen aufgeregt,
das nun zu denken pflegt:
Ach hätt ich’s so und so!
dann wär ich erst recht froh.
4) Seitdem sieht’s also aus:
Der Mensch ist unzufrieden,
bald dünket ihm sein Haus
zu groß und bald zu klein;
bald will er etwas sein,
das, wenn er’s worden ist,
ihm an dem Herzen frisst.
5) Als aber unser Herr
vom Himmel zu uns kommen
und, als ein Wanderer,
in armer Knechtsgestalt
die Erde durchgewallt,
hat er auch diese Schuld
gebüßet mit Geduld.
6) Du treues Herze du,
wir wollen nach dir sehen!
Wir wolln in stiller Ruh
und kinderklein gesinnt,
wobei man nur gewinnt,
in Armut und mit Flehn,
dir zu Gebote stehn.
7) Gott Lob, die Liebe ist
von uns nur das gewärtig,
dass man sich selbst vergisst,
sich gerne kindlich beugt
und ehrerbietig schweigt
und denkt nur in der Still:
Will’s Gott; wohlan! ich will.
8) Du hochgelobtes Lamm!
wir fallen dir zu Füßen,
du Seelenbräutigam:
komm mache dieses wahr,
ja mach es offenbar,
dass der, so dir vertraut,
auf Felsengründe baut.