Du reine Sonne meiner Seele    

1) Du reine Sonne meiner Seele,
ich will gleich einem Adler werden,
der, durch den Glauben, von der Erden
sich schwingt aus seiner Leibeshöhle.
Umglänze mich, mein Licht
und schärfe mein Gesicht,
dass keine Wolke eitler Dinge
dich mir aus meinen Augen bringe.

2) Verschließe nicht die Gnadenblicke,
wenn ich, nachdem ich mich vergehe,
mit Tränen wieder zu dir flehe,
dass mich dein Wort mit Trost erquicke.
Nimm weg, was mich betrübt,
gib mir, was dir beliebt
und lass mich denn zu allen Zeiten
mein Aug' nach deinen Augen leiten.

3) Zu dir soll Herz und Aug' sich wenden,
wie ich den Vorsatz mir genommen,
doch mach das Wollen selbst vollkommen,
wenn mich das Eitle will verblenden.
Wie könnt' auch etwas mich
ergötzen ohne dich?
Und sollt' ich nach der Erden streben,
da du mir willst den Himmel geben?

4) Auf dich will ich im Glauben sehen,
ob gleich die Unglückswolken blitzen,
und Tropfen über mich ausschwitzen,
die schwer und tief zu Herzen gehn.
Denn endlich zeigt sich mir,
wenn ich nur traue dir,
der gnadenreiche Regenbogen,
den deine Hand hat aufgezogen.

5) Lass mich verhasste Sünden meiden,
und sehen auf ihr traurigs Ende.
Dein Aug', o Herr, nicht von mir wende,
wollt auch mein Aug' sich von dir scheiden.
Blick mich mit Liebe an,
so will ich auf der Bahn
des Glaubens, weit vom Lasterhaufen,
des Himmels Kleinod stets nachlaufen.

6) O Kleinod, das mein Geist verlanget!
Bei deinem Licht wird recht erkennen,
dass alles, dem die Welt nachrennet,
mit eingebildten Farben pranget.
Die Ehr' ist eine Last,
in Blumen eingefasst.
Der Reichtum ein vergoldter Jammer,
die Wollust eine Totenkammer.

7) Nun, Herr, zu dir will ich stets sehen
bis du mich wirst zum Schauen führen,
wo dich die Augen nicht verlieren,
noch auf verirrten Wegen gehen.
Ach ja, mein süßes Licht,
wenn Aug' und Herz zerbricht.
So lass die Seel' in dir erblicken,
was sie dort ewig wird erquicken.

Text:
Melodie: Unbekannt