Du lächelst über meinen süßen Glauben    

1) Du lächelst über meinen süßen Glauben
der auf ein Wiedersehen hofft noch dort;
doch sollst du nie ihn meinem Herzen rauben,
bestätigt ihn doch der Verheißung Wort:
mit diesen Augen sollst Du einst mich sehen,
mit diesem Leibe sollst Du auferstehen!

2) Du sagst: was Erde deckt, das ist verloren,
das Grab gibt seine Beute nicht zurück;
doch hat uns Gott zu seinem Bild erkoren,
das ist der Menschenwürde hohes Glück.
Er gab der Seele ihr unsterblich Leben,
sein Wille kann es auch dem Leibe geben.

3) Wir werden drüben schauen mit Entzücken
was wir in Staub zerfallen hier gemeint,
wir werden freudig in die Züge blicken
die ewig uns das Grab zu decken scheint;
der Strahl der Augen wird uns wieder grüßen,
die, glanzlos hier, zum Todesschlaf sich schließen.

4) Und düster zweifelnd deutest Du hinunter,
wie sie da ruh'n so kalt und starr und bleich,
und nennst's ein märchenhaft, unglaublich Wunder;
ist Gott an Lieb' und Wundern doch so reich!
Er lässt ertönen sein allmächtig 'Werde'
und Leben athmet wieder, was jetzt Erde.

5) 'So soll, was schwach und unschön hier auf Erden,
– So fragst Du, um mich zu bekämpfen, fort –
auch missgestaltet jenseits wieder werden
und also wäre ein Vollkommnes dort?'
nicht jedes Rätsels Lösung hat das Heute,
doch höre, wie ich mir die Antwort deute.

6) Nicht liegt die Schönheit, die die Herzen rühret,
stets in der Züge feinem Ebenmaß,
in Farbenpracht, die Stirn und Wangen zieret,
mit gleichem Reize schmückt sich Blum' und Gras;
was mächtig fesselnd dringt zu dem Gemüte,
der Ausdruck ist's von Edelmut und Güte.

7) Ein Strahl der reinen, ew'gen Schönheit funkelt
in jedem Aug', in jedem Angesicht,
nur haben Schmerz und Sünde ihn verdunkelt;
sieh eines Kinderauges schuldlos Licht,
wer möchte da nach Glanz und Farbe fragen?
Das Herz muss ihm gerührt entgegenschlagen.

8) Sahst Du ein Angesicht im Glücke strahlen,
das gänzlich reizlos sonst Dein Auge fand,
dann siehst Du staunend diese Züge malen
dir Lieblichkeiten, die Du nie gekannt;
nicht fassen kannst Du, glüht's in edlen Trieben,
wie so viel Schönheit unerkannt geblieben.

9) Nun denn, wenn Schuld und Mängel abgefallen
und der Verklärung Strahlenkranz es schmückt,
wenn frei von Schmerz in ew'gen Himmelshallen
es selig auf zum Throne Gottes blickt,
wird, was wir unschön hier zu nennen wagen,
in reiner Schönheit Gottes Abbild tragen.

Text:
Melodie: Unbekannt