Du bist der schönste aller Menschenkinder    

1) Du bist der schönste aller Menschenkinder,
wenn du einhertrittst, deiner Braut zu gut!
Dein strahlend Haupt, vor dem ich tief mich neige,
umwallt das Haar, wie dunkle Palmenzweige
der Morgensonne gold'ne Glut.

2) Allliebend blickt dein Auge auf mich nieder,
dass sich das meine dir entgegen wagt.
Nicht Majestät – du blickst nur Huld und Gnade,
wie fromme Tauben nach dem kühlen Bade,
so sanft blickst du auf deine Magd.

3) Holdselig sind die Lippen – deine Rede,
ein süßer Balsam träuft sie in mein Ohr.
Dein heil'ger Leib, die sieggeschmückten Hände –
lass mich, o Herr, dass ich die Blicke wende,
sie können nicht zu dir empor.

4) An deinen Liebeszeichen lass mich hangen,
da fass' ich dich – da hält der Blick dich fest,
die Wangen will ich schaun, die mir geschlagen,
die Hände, die die Nägelmale tragen,
den Leib, der still sich martern lässt.

5) Das ist dein Schmuck, dein wunderbarster Schimmer,
dein höchster Ruhm, dein königlicher Glanz.
Die Tränen sind die Perlen, die dich schmücken,
das Blut – der Purpur und die goldnen Stücken,
dein Diadem – der Dornenkranz.

6) Doch wenn im Anschaun deiner Todesschöne
mein ganzes Sein zerschmilzt vor sel'gem Leid,
wenn mit dir hinstirbt all mein vor'ges Streben,
dann weckt mich wieder auf zu neuem Leben
der Blick auf deine Herrlichkeit.

7) Du hast des Todes Stachel überwunden,
der Höllen Pforten sprengst Du starker Held!
Ein Marmorfels – in keinem Sturm erbebend,
der Zeder gleich empor zum Himmel strebend,
trägst du das Heil der ganzen Welt.

8) Das ist mein Freund! ihr sel'gen Zionstöchter,
ihr Töchter Zions, den die Seele meint,
er ist der Schönste aller Menschensöhne!
Ein solcher ist der Freund in seiner Schöne,
dem meine Seel' entgegenweint.

Text:
Melodie: Unbekannt
Bibelstelle: Hohelied 5,11-16