Die Zeit ist nunmehr nah    

1) Die Zeit ist nunmehr nah,
Herr Jesu, du bist da.
Die Wunder, die den Leuten
dein Ankunft sollen deuten,
die sind, wie wir gesehen,
in großer Zahl geschehen.

2) Was soll ich denn nun tun?
Ich soll auf dem beruhn,
was du mir hast verheißen,
dass du mich wollest reißen
aus meines Grabes Kammer
umd allem andern Jammer.

3) Ach Jesu, wie so schön
wird mir’s alsdann ergehn!
Du wirst mit tausend Blicken
mich durch und durch erquicken,
wenn ich hier von der Erde
mich zu dir schwingen werde.

4) Ach, was wird doch dein Wort,
o süßer Seelenhort,
was wird doch sein dein Sprechen,
wenn dein Herz aus wird brechen
zu mir und meinen Brüdern
als deines Leibes Gliedern?

5) Was für ein schönes Licht
wird mir dein Angesicht,
das ich in jenem Leben
werd erstmals sehen, geben!
Wie wird mir deine Güte
entzücken mein Gemüte!

6) Dein Augen, deinen Mund,
den Leib, für uns verwundt,
da wir so fest drauf trauen,
das werd ich alles schauen
und innig herzlich grüßen
die Mal an deinen Füßen.

7) Und was ich hier gegläubt,
das steht gewiss und bleibt
mein Teil, dem gar nicht gleichen
die Güter aller Reichen.
All andres Gut vergehet,
mein Erbteil,das bestehet.

8) Ach Herr, mein schönstes Gut,
wie wird sich all mein Blut
in allen Adern freuen
und auf das Neu erneuern,
wenn du mir wirst mit Lachen
die Himmelstür aufmachen.

9) Komm her, komm und empfind,
o auserwähltes Kind,
komm, schmecke, was für Gaben
ich und mein Vater haben;
komm, wirst du sagen, weide,
dein Herz in ewger Freude!

10) Ach du so arme Welt,
was ist dein Gold und Geld
hier gegen diese Kronen
und mehr als güldnen Thronen,
die Christus hingestellet
dem Volk, das ihm gefället!

11) Hier ist der Engel Land,
der selgen Seelen Stand,
hier hör ich nichts als Singen,
hier seh ich nichts als Springen;
hier ist kein Kreuz, kein Leiden,
kein Tod, kein bittres Scheiden.

12) Halt ein, mein schwacher Sinn,
halt ein, wo denkst du hin?
Willst du, was grundlos, gründen,
was unbegreiflich, finden?
Hier muss Verstand sich neigen
und alle Redner schweigen.

13) Dich aber, meine Zier,
dich lass ich nicht von mir;
dein will ich stets gedenken,
Herr, der du mir wirst schenken
mehr, als mit meiner Seelen
ich wünschen kann und zählen.

14) Ach, wie ist mir so weh,
eh ich dich aus der Höh,
Herr, sehe zu uns kommen!
Ach, dass zum Heil der Frommen
du meinen Wunsch und Willen
noch möchtest heut erfüllen!

15) Doch du weißt deine Zeit;
mir ziemt nur, stets bereit
und fertig dazustehen
und so einherzugehen,
dass alle Stund und Tage
mein Herz mich zu dir trage.

Text: (1653)
Melodie: Auf meinen lieben Gott trau ich in Angst und Not

Das Lied "Die Zeit ist nunmehr nah" ist in 3 Liederbüchern enthalten:

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