Die Zeit ist nun gekommen, wir sehn das neue Jahr    

1) Die Zeit ist nun gekommen,
wir sehn das neue Jahr.
Wir sehn das Heil der Frommen,
der Heiland stellt sich dar,
sein Name wird bekannt,
er lässet sich beschneiden,
beginnet schon zu leiden,
und zeigt uns seinen Stand.

2) Er hat sein Blut vergossen
und solches ohne Schuld.
Er war ohn' Sünd' entsprossen
und hat die Straf' erduldt:
o wunderbares Recht!
Er musst um unsertwillen
des Elend Maß erfüllen, -
der König wird ein Knecht.

3) Sein Reich beherrscht die Erde,
und ist nicht von der Welt.
Die ganze Menschenherde
ist unter ihn gestelt,
er führet sie zu Gott,
als ein dazu Erkiester,
als Hirt und Hoherpriester, -
hat Ehr', und krieget Spott.

4) Er büßet Leib und Leben
für ihre Seelen ein,
dass sie sich ihm ergeben
und ihm gehorsam sein.
Doch man sucht fremdes Gut
und seinen eignen Schaden.
Man achtet nicht der Gnaden,
die er an Menschen tut.

5) Ist das nicht zum erbarmen?
Wie sind sie taub und blind!
Sie sollten Ihn umarmen,
bei dem sich alles findt.
Statt Kommens fliehen sie,
dieweil sie Böses üben,
bringt ihnen was sie lieben,
Verdammnis für die Müh'.

6) Noch rühmen wir den Glauben
und haben keinen nicht,
was unsre Lüste rauben,
ist wider Lehr' und Pflicht.
Was unserm Fleisch gefällt,
das wünschet uns ein jeder,
was wünschen wir ihm wieder?
Die Herrlichkeit der Welt.

7) Wir wünschen uns viel Glücke,
vergnügen, Reichtum, Ehr'.
Ein rechtes Ungelücke
für einen, der es mehr
als Gottes Reich begehrt!
Dies Reich ist unzerteilet,
wer nach der Erden eilet,
ist nicht des Himmels wert.

8) Bemüht euch um das Beste,
den Schatz, der ewig nützt,
ihr seid allhier nun Gäste,
wo ihr zur Miete sitzt.
Entreißet euch der Not,
sucht Christum zu empfangen,
wünscht allen dies Verlagen,
und euch der Sünden Tod.

9) Ohn' diesen hilft kein Leben,
wie schön es sonsten ist,
die Höll' hat euch umgeben,
davon ihr selbst nicht wisst:
zu Gott geht nichts hinein,
was Missetat beflecket,
was noch im Kote stecket,
das ist vor ihm nicht rein.

10) Wie werden Christi Schmerzen
in Kraft und Trost verkehrt?
Beschneidet eure Herzen,
und tut, was er gelehrt:
glaubt recht, und lebet wohl,
und lernt an diesem Tage
die Antwort auf die Frage:
was man euch wünschen soll?

Erkiester = Erwählter; Das Verb hierzu ist das Wort "erkoren".

Text:
Melodie: Von Gott will ich nicht lassen