Die Welt ist voller Heuchelei    

1) Die Welt ist voller Heuchelei,
viel glatter Wort' und wenig Treu.
Der Mund redt nichts denn Liebe:
allein das Herz
treibt darin Scherz
und sucht, wen es betrübe.

2) Es ist nunmehr die größte Kunst,
wer nur dem andern einen Dunst
kann vor die Augen wehen.
Und weiß sein Wort
bald da und dort
fein meisterlich zu drehen.

3) Herodes forschet nach der Schrift,
so lang, bis er ein Unglück stifft
durch schlaue Heuchelsreden:
er dicht' und tracht'
mit List und Macht,
das Kindlein bald zu töten.

4) Sein Zungenschwert ist scharf gewetzt,
damit er an die Weisen setzt
und meint, es soll gelingen.
Doch sein Betrug
war nicht genug,
das Kindlein umzubringen.

5) Und so geht es noch heutzutag,
es lügt und trügt, wer kann und mag,
die Wort' sind gleich vergessen.
Die Redlichkeit
wird dieser Zeit
der Einfalt zugemessen.

6) Mein Gott, behüt mir Herz und Sinn,
allweil ich hier auf Erden bin,
dass ich dies Laster meide
und als ein Christ,
betrug und List
von andern lieber leide.

Text:
Melodie: In dich hab ich gehoffet, Herr