Die Sonne reist von hier und hat daneben    

1) Die Sonne reist von hier und hat daneben
der Monden Zier das Regiment gegeben,
das Feuerheer der wunderschönen Sternen
zeucht auf von fernen.

2) Drum, weil der Tag, der helle Tag, verfahren
soll meine Zung' und Herz auch offenbaren,
wie Gott, der Herr, mich heut' auf allen Seiten
ließ fein begleiten.

3) Der Teufel hat den ganzen Tag gebrüllet,
gleich wie ein Löw', wenn er noch nicht erfüllet,
und ausgesucht in allem Ort und Ecken
mich stets zu necken.

4) Der Himmelsfürst gab aber seinen Scharen
mich als sein Kind so fleißig zu verwahren,
dass Satanas in allen seinen Sachen
nichts konnte machen.

5) Der dücke Schwarm der gottvergessnen Zungen
ist heut' auf mich mit großer Macht gedrungen
und hat mir nicht das wenigst' angehabet,
noch sich gelabet.

6) Mein gut' Gerücht ist unverderbet blieben
von ihrem Groll, wie sehr sie es getrieben,
mein Ruhm hat mehr die Wachsung draus bekommen,
als abgenommen.

7) Der Krankheit Gift, das unsre Zier verstellet,
hat meinen Leib in keine Not gefället,
dass ich mein Amt durch Gottes Kraft und Gönnen
abwarten können.

8) Mein Weniges, was du mir zugefüget,
woran auch stets mir Dürftigen begnüget,
wenn gleich der Feind aus Grausamkeit gewütet,
hast du behütet.

9) Nun solchen Schutz, der hat sich allerwegen
von dir, mein Gott, um mich her müssen regen,
da meine Schuld, die sich so leicht erkühnet,
den Tod verdienet.

10) Ich biet es ab mit ausgestreckten Armen,
du wollest dich genädiglich erbarmen.
Was ich getan und wie ich dein vergessen
mir nicht beimessen.

11) Verleih, dass ich auch diese Nacht wohl schlafe,
o treuer Hort und Hirte deiner Schafe,
lass doch dein Heer um mich, bis es wird tagen,
sein Lager schlagen.

12) Dein rechter Arm, der wolle mich beschatten,
dass ich durch Glut nicht mag in Not geraten,
noch dass ich mir durch böse Schreckensträume
den Schlaf versäume.

13) Hilf, starker Schirm, bei nachtverhüllter Weile,
dass Krankheit mich nicht etwa übereile,
viel mehr da mir mein Leib gesunde Stärke
im Schlafen merke.

14) Drück alle List des bösen Feindes unter,
dass ich fein früh am Leib und Seelen munter
im Glauben fest dann wieder auf kann stehen
dich zu erhöhen.

15) Auf dein Wort will ich mich zu Bette machen,
weil du, mein Schild, begehrst für mich zu wachen,
ich ruhe schon ganz ohne Furcht und Sorgen
bis an den Morgen.

Text:
Melodie: Die Nacht ist kommen