1) Die letzten Strahlen schwinden,
und Dämmrung webt den Flor.
Nun steigt aus ihren Gründen
die dunkle Nacht empor.
2) Kein Sternlein lässt sie tauen,
herab mit mildem Schein,
sie hüllt in finstres Grauen
die weite Schöpfung ein.
3) Doch - ob gleich untergangen
des Tages goldner Stern,
nicht Schatten rings umfangen -
bleibt Grauen von mir fern.
4) Es spielt ein stiller Frieden
durch meine Seele hin,
und der ihn mir beschieden,
macht tiefer sie erglühn.
5) Sein denk' ich, an sein Lieben,
am Kreuz und auf dem Thron.
Denk an die Heimat drüben
und der Getreuen Lohn.
6) Da löst, im Andachtsneigen,
was in mir ist, sich auf,
da schwebt, mit tiefem Schweigen,
entzückt mein Geist hinauf.
7) Er hebt die freien Schwingen,
dringt vorwärts, wie ein Aar,
und horcht jetzt auf das Singen
der auserkornen Schar.
8) Die Blicke, ohne Beben
zum lichten Thron gewandt -
vor Christi Glorie schweben,
o, welch ein sel'ger Stand!
9) Entsinke du mir, Sonne!
Umschatte nur, o Nacht!
Weil ew'gen Lebens Wonne
mir hell im Herzen wacht.