1) Die Last des Tages ist vollbracht,
die Welt eilt nun zur Ruh'.
Die stille Finsternis der Nacht,
deckt sie wohltätig zu.
2) Herr, du allein bleibst, wie du bist,
du schläfst und schlummerst nicht.
Und Finsternis und Abend ist
vor dir, als wie das Licht.
3) In dieser stillen Einsamkeit,
wo nichts mein Beten stört:
sei dir dies Abendlied geweiht,
das deinen Namen ehrt.
4) Herr, Herr Gott, gnädig und getreu,
barmherzig voll von Huld!
Wie mächtig stundest du mir bei
und trugst mich mit Geduld.
5) Was bin ich, und was ist mein Haus?
Dass du an uns gedenkst!
Du schmückest uns mit Gütern aus,
und Segen, den du schenkst.
6) Kein Unfall nahte sich zu mir,
kein Schmerz ergriffe mich.
Mein Leib und Seel' erfreut in dir,
erheben, Vater, dich!
7) Ach klagte meine Missetat,
die freche Sündenbahn,
auf der mein Fuß gestrauchelt hat,
mich jetzt vor dir nicht an!
8) Wie vieles hab ich zu bereun!
Mein Gutes selbst, ist nichts!
kann mich einst dieser Tag erfreun,
am Tage des Gerichts?
9) Könnt' ich im Frieden aus der Welt,
von meinem Lager gehn?
Und würd' ich heut vor dich gestellt,
wie würd' ich doch bestehn?
10) Herr, handle nicht nach meiner Schuld,
und geh nicht ins Gericht!
Gedenk an deine Vaters Huld,
nur meiner Sünden nicht.
11) Bei dir ist die Barmherzigkeit,
erbarme dich auch mein!
Du bist ein Gott, der gern verzeiht.
Du wirst auch mir verzeihn.
12) Mein Trost und meine Zuversicht
ist des Erlösers Blut.
Er, als mein Hoherpriester, spricht
für mich, beim Vater gut.
13) Bin ich von meinen Sünden los.
Ist meine Schuld versöhnt.
So leg ich mich in Gottes Schoß,
und schlafe als dein Kind.
14) Dir, Herr, befehl ich voll Vertraun,
mich und die Meinen an:
bedecke uns, damit kein Graun
der Nacht uns schrecken kann!
15) Soll ich das neue Morgenlicht
vielleicht nicht wieder sehn.
So zeige mir dein Angesicht
auf Zions lichten Höhn.
16) Lässt du mich aber nach der Nacht,
die Sonne wieder sehn:
so will ich deine Güt' und Macht
mit neuer Kraft erhöhn!