Die Jahre strömen gleich den Bächen    

1) Die Jahre strömen gleich den Bächen
und pfeilschnell eilt die Zeit davon.
Indem von ihrer Flucht wir sprechen
ist sie auf ewig schon entflohn.
O Immerkommen, Immerschwinden,
da ist kein Trost für's Herz zu finden.

2) Der Mensch selbst wechselt mit den Jahren
und aus dem Kinde wird ein Greis.
Wir sind nicht, was wir gestern waren.
Das rasche Blut erstarrt zu Eis.
O Immerkommen, Immerschwinden,
da ist kein Trost für's Herz zu finden.

3) Bist du nie müde, dich zu täuschen?
O Sterblicher, lern weise sein!
Hör deine inn're Stimme heischen,
streb wahren Gütern nach, statt Schein!
Befreundet Ewigem zu werden,
dies sei dein großes Ziel aus Erden!

4) 'Was nennst du ewig?' hör ich fragen.
Was uns mit Gott vereinigt, Freund!
Forsch in der Schrift, sie wird dir sagen,
wodurch man sich mit Gott vereint:
durch Herrschaft über Sinnentriebe,
durch Heiligung und Nächstenliebe.

5) Denn dies nur ist ein geistig Leben
und Geistiges nur hat Bestand.
Das Sinnliche, nach kurzem Streben,
verlässt uns an des Grabes Rand.
O Torheit, stets wie Blinde zielen,
mit Tand und Flitter kindisch spielen!

6) Was Sinnen gnüget, ist vergänglich,
was Geist erkiest mit weiser Wahl,
ist jedes Wechsels unempfänglich
und geht mit uns durchs Todestal.
Drum lass uns, Freund, nur solches wählen,
was nachfolgt in das Land der Seelen.

7) Des Weltalls Urgeist, Gott, ist heilig.
Unheil'ges schließt sich aus von ihm,
an dessen Thron ein Dreimalheilig
in Demut singen Seraphim.
In Gottes heil'ges Reich zu kommen,
gelingt nur Gott-geweihten Frommen.

Text:
Melodie: Unbekannt