Die Finsternis tritt ein    

1) Die Finsternis tritt ein, doch wird die Nacht dem Lichte
noch gleichwohl ähnlich sein, daferne du, o Gott!
Mir Armen nicht entbrichst dein himmlisches Gesichte,
und schwarzer Sünden Nacht nicht mehret meine Not.
Du lässt die trübe Nacht vergehen,
aus dir alleine kann mir Sonn' und Licht entstehen.

2) Es wach um meinen Schlaf auch deine Himmels-Stärke,
die nicht zu schlafen weiß, - brich meiner Feinde List,
stöhr ihre Wachsamkeit, und schwäche dessen Werke,
der mir Entschlafenen zu schaden munter ist.
Hilf, dass dergleichen mir erscheine,
was Jakob, als er schlief, empfand auf einem Steine.

3) Mein Geist erhebet sich, so bald mein Leib sich leget,
den Himmel anzusehn, und wenn die trübe Nacht,
in ihrer schwarzen Schoß nicht mehr den Schlaf erreget,
so mache, dass mein Leib zur Freudigkeit erwacht,
dass ich in einem neuen Lichte,
so munter als die Sonn' auch meinen Schlaf verrichte.

4) Der Tod heißt auch ein Schlaf, lass mir die Kunst zu sterben
dadurch geöffnet sein, und mache, dass mein Grab
mich in der langen Nacht lässt solche Ruh erwerben,
als mir in dieser Welt ein weiches Lager gab.
Du kasnst es ja nicht über machen,
lässt du mich nur wie dich zu jener Zeit erwachen.

5) Wie lange soll der Schlaf die Augen mir verschließen,
wie lange doch, o Gott, soll meine Lebenszeit
sich durch die Schlüpfrigkeit begleiten lassen müssen,
auch diese kurze Ruh' weiß nichts von Ewigkeit,
sie wird zu ihrer Zeit verschwinden,
wann werd ich doch das Licht ohn' alle Nacht empfinden.

Text:
Melodie: Unbekannt