1) Die Ernte ist vollbracht,
dankt Gott für seine Gaben!
Denn sein ist, was wir sind,
und sein ist, was wir haben.
Nicht unsrer schwachen Hand,
nicht unserm sauren Schweiß,
nur dem barmherz'gen Gott
gebühret aller Preis.
2) Er hieß das Samenkorn
im Erdenschoß sich regen,
begoss den jungen Halm
mit Früh- und Abendregen,
und steckte unsichtbar
beim hellen Sonnenschein
des Halmes schwerem Haupt
die süßen Körner ein.
3) Dank dir, barmherz'ger Gott! -
der Vogel aus der Heide,
wenn er sein Körnchen fand,
hebt sich empor voll Freude,
und dehnt in blauer Luft
die Flügel singend aus,
als wüsst' er so, wie ich,
den Weg in's Vaterhaus.
4) Wie darf die laue Welt
denn meine Seele lähmen?
Wie mich die Kreatur
vor meinem Gott beschämen?
Mein ewiggnäd'ger Gott,
mein Schirm und mein Panier!
Was bin ich armer Mensch,
ich Handvoll Staub vor dir?
5) Gleich einem Samenkorn
bin ich emporgeschossen, -
so hat mich deine Hand
mit Tränen hier begossen.
In manchem Donnersturm
erbebte mein Gebein,
und nieder sank mein Haupt
vom schwülen Sonnenschein.
6) Herr, lass mich doch dereinst
als volle Ähre stehen,
wenn sich die Schnitter nahn,
dein großes Feld zu mähen,
wenn man die Weizensaat
zuvor von Unkraut trennt,
und dies in Bündlein fasst
und dann mit Feu'r verbrennt!
7) Ach, sammelten sie dann
auch mich in deine Scheuern,
und würd' ich zugezählt
den Scharen deiner Teuren! -
nun, ich vertrau auf dich:
Herr Jesu, steh mir bei,
und mache, dass in dir
mein Ende selig sei.