Die Eltern unseres Herrn Christ    

1) Die Eltern unseres Herrn Christ
nahm groß' Wunder zu der Frist, (ab)
da sie hörten solche Red',
welch von Kindlein jeder hört,
sonderlich wie Simeon
Christum jetzt gelobet schon,
als den wahren Gottes Sohn.

2) Denn Simeon im Tempel dar
bei der rechtgläubigen Schar,
segn't Maria dergestalt,
dass es hörten Jung und Alt,
sieh dieses Kind gesetzt würd,
zu ein' Fall und großer Bürd',
den Juden auf dieser Erd'.

3) Viel werden in ihm stehen auf,
viel in ihm werd'n ihren Lauf
zum Verderben nehmen hin
mit verkehrtem Herz und Sinn.
Das Kind muss ein Zeichen sein,
wider dem sich allgemein
in der Welt das Volk auflehnt.

4) Und zu der Mutter Christi sprach,
Simeon merkt deine Sach',
wie sie mit dem Jesulein
versteh durch Marter, Angst und Pein,
durch dein' Seel' ein Schwert wird dringen,
welchs viel'n Herzen wird geling'en,
dass man sie seh in den Dingen.

5) Der Herzen Gedanken denn
wird man sehn gar offen stehn,
was jeder führt in seinem Schild,
entdeckt das Kindelein so mild,
welches prüft mit seinem Wort,
an gelegner Zeit und Ort,
die Leut', welchs vor nie erhört.

6) Und es war auch zu der Zeit
ein Prophetin wohl bereit
in Tempel, der Namen war
Hanna, Phanuels Kind fürwahr,
vom Geschlecht Asser, wohl betagt,
vierundachzig Jahr zubracht,
ein' Witwe aus Gottes Macht.

7) Die Hanna hat in der Welt,
wie es also Gott gefällt,
nur sieben Jahr' mit ihr'm Mann
gelebet ohn' Unterlan,
drum sie zu dem Tempel ging,
Gott alls an zu Ehren fing,
und hielt nicht schlecht solche Ding'.

8) Mit Fasten und Beten zubracht,
diese Hanna Tag und Nacht,
in der Stund' trat sie herbei
und preiset auch und offen frei
den Herren, den Simeon
hat auf seinen Armen schon
und lobt ihn mit süßen Ton.

9) Sie sagt von ihm jedermann,
wen sie nur konnt' treffen an,
dass er der Messias wär,
und preiset sein Amt so sehr,
allen die zu Jerusalem
hofften, dass Erlösung käm,
dass jeder das Kind annähm.

10) Da die Eltern des Herren
solche verricht', tät'n sie kehren
wieder ins galiläisch' Land,
gen Nazareth wohl bekannt,
zu ihr Stadt und Häuselein,
wie armer Leut' pflegt zu sein.

11) Da näh'rten sich mit ihrer Hand
Christi Eltern in dem Land,
und zog'n auf ihr Kindlein klein,
welch's ihnen folget fein.
Es wuchs und ward stark im Geist,
voller Weisheit allermeist,
Gott's Gnad' sich in ihm erweist.

12) Hilf, Herr Christ, dass bleib dein Wort,
unsrer Seelen höchster Hort,
dass wir dein Kreuz tragen gern,
weltliche Lust gern entbehrn,
unser Leb'n gleichförmig sei,
dem Glauben geschmücket frei,
mit Tugend gar mancherlei.

Text:
Melodie: Unbekannt