1) Des Tages trübe Stunden
sind wieder weggeschwunden,
es glänzt der Abendstern
an blauen Himmelshöhen,
von mir zwar ungesehen,
doch steigt mein Nachtgesang zum Herrn!
2) Es half mir wieder tragen
der langen Knechtschaft Plagen
und hüllt nun meine Pein,
die Lasten meines Kummers
in Wolken sanften Schlummers
mit allen meinen Tränen ein.
3) Drum aus des Herzens Fülle
in dieser Gräberstille
bet ich, mein Gott, zu dir!
Ist alles mir entrissen,
so will ich's gerne missen,
denn alles, alles bist d u mir!
4) Vergib mir meine Schulden,
schenk mir die Kraft zu dulden,
gib Herzensinnigkeit!
Lehr mich im Elend danken,
und, will mein Glaube wanken,
so gib ihm wieder Festigkeit.
5) Willst du mir noch im Leben
die Freiheit wiedergeben,
so hör den großen Schwur:
dir sollt mein Herz nur klopfen,
und jeder Lebenstropfen
verströmen dir zur Ehre nur!
6) Jetzt träufle Ruh' und Frieden,
o Gott, auf alle Müden
vom stillen Mond herab.
Mit sanften Schwingen falle
dein süßer Schlaf auf alle
und trockne jede Träne ab.
7) Die jetzt in Finsternissen
der Kerker schmachten müssen,
erfreue bald dein Licht.
Gib Trost und Ruh' den Kranken,
lass sein Vertraun nicht wanken,
du, Vater, du verlässt ihn nicht.
8) Und wenn vom Mond beschienen,
mit blass-getrau'rten Mienen
die Meinen vor dir knien,
so lindre ihren Kummer
und träufle süßen Schlummer
auf ihre Augenlider hin.
9) Verlösche nun, o Kerze,
Rrquickung nach dem Schmerze
träuft sanft auf mich herab.
O Schlaf, du Gottes Gabe,
so ruh' ich einst im Grabe!
Ich harre dein, mein stilles Grab!