Des Tages schwüle Stunden    

1) Des Tages schwüle Stunden
sind nun, Gott lob, verschwunden,
die kühle Nacht bricht an,
es haben sich die Sterne
an jener blauen Ferne
mit Glanz hervorgetan.

2) Die schwarzgewebten Schatten
bedecken Feld und Matten,
und schwärzen Busch und Wald.
In den sonst lauten Zweigen
Herrscht jetzt ein tiefes Schweigen,
weil keines Vogels Lied mehr schallt.

3) Der Schlaf will mir ingleichen
ein Lindrungspflaster streichen,
und dämpft Verdruss und Leid.
Es schlummern meine Sorgen,
bis dass der lichte Morgen
die feuchten Rosen ausstreut.

4) Lass mich stets wohl erwägen,
was für ein großer Segen
im Schlaf verborgen sei,
und dass der Leib an Kräften
zu nützlichen Geschäften,
durch ihn mehr, als durch Kost, gedeih.

5) Nun schließt euch, Augenlider,
nun legt euch, müde Glieder,
und haltet sanfte Rast.
Gott wird selbst für euch wachen,
er hat vor Satans Rachen
euch schon in treuen Schutz gefasst.

6) So Haupt als Feder sinken,
die lichten Sterne blinken,
und laden zu der Ruh.
Bleibt, ungestalte Sorgen,
von meinem Bett verborgen!
Hiermit zieh ich den Vorhang zu.

Text:
Melodie: Nun ruhen alle Wälder