1) Des Mondes volles Antlitz blicket
mit mildem Vater-Ernst umher,
der sorglich seine Augen schicket
auf seiner Kinder zahllos' Heer.
2) Familie des fernen Himmels,
wie bist du einig, lieb und traut!
Wie hold, frohlockenden Gewimmels,
ein Kind zum andern lächelnd schaut!
3) Ein Sinnbild schönrer, bessrer Zeiten
hat Gott euch mahnend hingestellt:
als Vorbild sollet ihr uns leiten,
die Eintracht künden aller Welt.
4) Der Friede kommt herab geflossen
von euch zur düsterhellen Flur.
Des Tages Irrsal ist geschlossen,
es schweigt die lärmende Natur.
5) Schon längst erloschen sind die Kerzen,
erloschen längst des Tages Schein.
Es schlafen sorgenschwere Herzen
wie Kindlein in der Wiege ein.
6) Die Neider, Todesfeinde, Hasser,
sie liegen friedlich auf dem Pfühl,
der Leidenschaften siedend Wasser
verdampfet und ist nächtlich kühl.
7) Des Friedens Öl ist ausgegossen
und sänftet mild den glühsten Schmerz,
die linde Flut hat rings umflossen
jedwedes Aug', jedwedes Herz.
8) O hellste Sonne aller Sonnen,
o letzter Wunsch der tiefsten Brust,
des Lebens, aller Weisheit, Bronnen,
der Wesen höchste, einz'ge Lust:
9) O Einigkeit! Du bist gekommen
in unser kriegszerrissnes Land.
zum Himmel ist die Nacht geklommen,
hat liebend dich uns zugesandt.
10) Von sanften Winden kommt getragen
der Himmel selbst zur stillen Flur.
Vorboten freudig schon ansagen
die nahe Ankunft der Natur.
11) An allen Gräsern hangen Sterne,
die Silbertropfen frischen Taus.
Glühwürmer schweben in die Ferne,
die Erdplaneten fliegen aus.
12) Herab ich Sterne fallen sehe,
sie sehnen zu den Brüdern sich.
Es badet sich der Mond im See:
so naht der Himmel sichtbarlich. -
13) Gott, gieß in mich auch Himmelsruhe,
in deine Arme schließ ich mich ein!
Und wenn ich zu die Augen tue,
lass meinen Geist im Himmel sein!
Bronnen = alte Form von Brunnen