1) Der Weisheit Quell ist, Gott erkennen,
ihn kindlich fürchten, unsern Herrn.
Ein weiser ist nur der zu nennen,
der alle seine Pflichten gern,
weil Gott sie ihm gebiet't, vollbringt,
nicht weil Furcht vor der Welt ihn zwingt.
2) Lass deine Größe mich empfinden,
o Gott, und meine Niedrigkeit,
so werd' ich nie mich unterwinden,
mit törichter Vermessenheit
zu tadeln, was dein Rat beschließt,
der wunderbar, doch heilig ist.
3) Wenn ich mit Kindessinn dich scheue
wird meine Pflicht mir nie zu schwer.
Nur, wenn ich sie verletzt, beugt Reue
vor dir mich in den Staub, o Herr.
Wie freut sich jeder guten Tat,
wer immer dich vor Augen hat!
4) Wenn Nacht und Dunkelheit mich decken,
die dem Verbrecher Mut verleihn,
wird deine Furcht mich, Herr, erwecken,
auch dann, was unrecht ist, zu scheun.
Ich weiß, vor deinem Angesicht
ist Finsternis wie Mittagslicht.
5) Muss ich der Toren Tadel hören,
wenn ich nicht ihren Weg will gehn,
so wird, Herr, deine Furcht uns lehren,
der Toren Beifall zu verschmähn.
Wenn dir mein Wandel wohl gefällt,
was schadet mir der Hohn der Welt?
6) Vor dir, Allmächtiger, sich scheuen,
gibt Heldenmut und Freudigkeit,
wenn mächt'ger Menschen stolzes Dräuen,
was unrecht ist, zu tun gebeut.
bist du mein Schutz, mein Heil und Licht,
so beb' ich vor den Menschen nicht!
7) Lass, Herr, mich deine Furcht regieren,
dann bin ich sicher vor Gefahr.
Sie wird mich schützen, wird mich führen
auf ebnem Pfade immerdar.
Der Weisheit Anfang, Quell der Ruh',
Furcht meines Gottes, das bist du!