1) Der Sämann streut aus voller Hand
den Samen auf das weiche Land,
und wundersam! Was er gesät,
das Körnlein wieder aufersteht.
2) Die Erde nimmt es in den Schoß,
und wickelt es im Stillen los,
ein zartes Keimlein kommt hervor,
und hebt sein rötlich' Haupt empor.
3) Es steht und frieret, nackt und klein
und fleht um Tau und Sonnenschein,
die Sonne schaut von hoher Bahn
der Erde Kindlein freundlich an.
4) Bald aber nahet Frost und Sturm,
und scheu verbirgt sich Mensch und Wurm,
das Körnlein kann ihm nicht entgehn,
es muss in Wind und Wetter stehn.
5) Doch schadet ihm kein Leid noch Weh',
der Himmel deckt mit weißem Schnee
und deckt der Erde Kindlein zu,
dann schlummert es in stiller Ruh'.
6) Bald fleucht des Winters trübe Nacht,
die Lerche singt, das Korn erwacht,
der Lenz heißt Bäum' und Wiesen blühn,
und schmückt das Feld mit frischem Grün.
7) Voll krauser Ähren, schlank und schön,
muss nun die Halmensaat erstehn,
und wie ein grünes stilles Meer
im Winde wogt sie hin und her.
8) Dann schaut vom hohen Himmelszelt
die Sonne auf das Ährenfeld.
Die Erde ruht in stillem Glanz,
geschmückt mit goldnem Erntekranz.
9) Die Ernte naht, die Sichel klingt,
die Garbe rauscht, gen Himmel dringt
der Freude lauter Jubelsang,
des Herzens stiller Preis und Dank.