Der Mensch, o Gott, ist ja geboren    

1) Der Mensch, o Gott, ist ja geboren,
dass ihn, was göttlich ist erfreu'.
Du, Schöpfer, hattest ihn erkoren,
dass er dein Bild auf Erden sei.
Nie wird der Vorzug g'nug gepriesen,
den deine Güte ihm erwiesen.

2) Kein Adel glich der Seelen Adel,
kein Glanz kam ihrer Schönheit bei.
Sie war ganz rein und ohne Tadel,
von Elend und von Sünde frei,
zu ihrem Glück konnt' ihr nichts fehlen,
du, Gott, warst selbst das Licht der Seelen.

3) Sie schöpfte stets aus jener Quelle,
aus welcher sie entsprungen war.
Noch schien die Weisheit ihr so helle,
und leitete sie immerdar.
Sie hatte Glück und Ruhm gefunden,
weil du dich selbst mit ihr verbunden.

4) Es war ihr Wonne, dich zu lieben,
ihr alles, ewig dein zu sein.
Und wäre sie dir treu geblieben,
so fühlte sie nie Angst und Pein.
Allein, der Feind hat sie verderbet,
und Sünd' ist allen angeerbet.

5) Dem Irdischen nun ganz ergeben,
liebt sie die Eitelkeit der Welt,
indem ein sinnlich frohes Leben
sie ganz und gar gefesselt hält.
Sie suchet Ruh' in schnöden Dingen,
zu schwer, zu Gott sich aufzuschwingen.

6) Sie ist in Torheit ganz versunken,
spielt sorgenlos mit eitlem Tand,
vom Taumel schnöder Lüste trunken,
ist leer an Weisheit und Verstand.
Ist taub und blind in deinen Werken,
Gott, deine starke Hand zu merken.

7) Gott, der du uns dein Heil gegeben,
hilf du der Seele wieder auf!
Erwecke sie zum neuen Leben,
und lenk zum Himmel ihren Lauf.
Lass mich die Weisheit wieder finden,
und neue Liebe mich entzünden.

8) Sei du mein Himmel, meine Sonne,
mein Reichtum, meine Herrlichkeit,
mein Schatz, mein Teil, und meine Wonne,
mein Leben hier schon in der Zeit!
So wird mein Leben mir auf Erden
ein Eingang zu dem künft'gen werden.

Text:
Melodie: Unbekannt