1) Der Mensch, der Menschenfurcht nicht kennet,
für Gott und Tugend alles wagt.
Und wenn die Welt ihn hilflos nennet,
an Gottes Hilfe nie verzagt.
Wie groß, wie achtungswürdig ist
ein solcher Mensch, der wahre Christ!
2) Er bleibet ruhig, wenn von oben
des Donners Stimme sich erhebt,
wenn um ihn her die Meere toben,
und unter ihm die Erde bebt.
Er weiß, wenn nicht der Schöpfer spricht,
so schadet ein Geschöpf ihm nicht.
3) Des Höchsten Wink zu widerstreben,
des Vaters Huld nicht wert zu sein.
Und selbst sich Fehler zu vergeben:
dies fürchtet er, und dies allein.
Was sonst für schrecklich wird erklärt,
das schreckt nie den, der Gott verehrt.
4) Verfolgt ein Feind ihn bis auf's Leben,
zieht List ihn in das Netz hinein.
Was kann der Christ? Er kann vergeben,
und seinem Heiland ähnlich sein.
Kann seiner Hasser Tücke sehn
und Gott für sie um Gnade flehn.
5) Ist Schmähsucht wider ihn beflissen,
trifft seine besten Taten Spott:
was gibt ihm Trost? Sein rein Gewissen.
Wo hat er Ruhm? Bei seinem Gott!
Ein Unfall, der dies Glück nicht stört,
ist keiner Christenträne wert.
6) Und so durchlebt er seine Tage
in ungetrübter Heiterkeit!
Gleich fern im Leid von feiger Klage,
als eitlem Sinn zur guten Zeit,
beweist er stets: Wie groß der Christ,
wie stark der Freund des Höchsten ist.
7) Der du so mächtig bist in Schwachen,
belebe mich mit deiner Kraft!
Sie kann mich unbesiegbar machen,
sie ist's, die alles in uns schafft.
Kommt's dann zu Kämpfen, nun wohlan,
so zeig ich, was der Fromme kann.