Der Heilsstern Zions gehet auf    

1) Der Heilsstern Zions gehet auf
und macht mit neuem Strahlenlauf
den Weisen in dem Morgenland
den König Israels bekannt.

2) Sie folgen diesem Himmelslicht,
wie sehr die Welt auch widerspricht,
da ist kein Hohn, noch Götzenbann,
der ihren Glauben schrecken kann.

3) Sie sind durch keine Müh' gerührt,
wenn nur der Weg zu Jesu führt.
Drum trotzet ihr beherzter Mut
der gleißenden Tyrannenwut.

4) Da wird dann erst aus fremdem Mund
der Heiland bei den Seinen kund.
Er ist den Heiden angenehm
und schrecket doch Jerusalem.

5) Sie suchen ihn auch mit Gefahr
beim Hof und bei der Priesterschar,
die sie nach Bethlehem verweist,
nicht aber selbst mit ihnen reist.

6) Bei solcher gilt Herodes mehr,
als Gott und seines Sohnes Ehr'.
Wer ihrem Geize nichts verspricht,
der ist auch ihr Messias nicht.

7) Ihr Weisen, flieht die heil'ge Stadt,
die nur den leeren Namen hat
und eilt zu Jesu Krippenthron!
Denn hier ist mehr als Salomon.

8) O, hebet Aug' und Geist empor!
Der treue Leitstern geht euch vor
und zeigt euch, wo der Herr der Welt
in dunkler Hütte Hofstatt hält.

9) Doch leuchtet er mit eignem Licht,
das durch der Seelen Nächte bricht
und nimmt nicht von der Heiden Wahn,
wie Götzen, linde Strahlen an.

10) Kaum zeigt sich der Mariensohn,
so wirkt er als Messias schon
und tut in eurer Seelen Grund
sein Reich und seine Gottheit kund.

11) Verehret denn dies teure Kind,
das eure Liebe so gewinnt,
das euch erleuchtet und geführt
und welchem euer Herz gebührt!

12) Es sucht kein Reich von dieser Welt.
Drum hat es nichts, das ihr gefällt.
Es suchet mehr, und nimmt allein
die Herrschaft unsrer Seelen ein.

13) Drum muss auch, wer Ihm dienen will,
nach seinem Beispiel kindlich-still,
zwar gottbeseelt, doch irdisch-klein
und leer von sich und Eitlem sein.

14) Wohlan! Ihr fallt mit solchem Sinn
zu des Erlösers Füßen hin,
und betet ihn so innig an,
als Glaube, Lieb' und Demut kann.

15) Ihr weiht ihm treulich Herz und Geist,
weil dies der Gottheit Opfer heißt.
Da ihr hingegen Myrrh' und Gold
und Weihrauch seiner Menschheit zollt.

16) Eh' man sein Blut und Leben sucht,
bereitet ihr ihn zu der Flucht
und opfert seiner Dürftigkeit
zur Nahrung und zur Sicherheit.

17) Die Heidenwelt verdanket's euch,
dass forthin durch ihr weites Reich
des Heilands Ruf und Segen bringt,
den ihr zu Sem und Japhet bringt.

18) Drum stehet euch sein Engel bei,
dass ihr zu eurer Heimat frei
mit sel'ger Weisheit wiederkehrt,
der euer Volk noch nie gehört. -

19) O Gott der Langmut und Geduld,
wie wunderbar hat deine Huld
die Heiden ehmals weit und breit
zum Dienste Jesu vorbereit't!

20) Wie danken wir es dir genug,
dass du auch uns aus Satans Trug
und aus der Aberglaubensnacht
zu deinem Licht und Heil gebracht.

21) Erbarme dich der großen Schar,
die rings noch trostlos immerdar
in tiefen Todesschatten stöhnt
und bang sich nach der Sonne sehnt.

22) Vermehre solcher Weisen Zahl,
die bei der Wahrheit erstem Strahl
nicht eher still und fröhlich sind,
bis sie erkannt das Jesuskind!

23) Ja, reinige vom Heidentum
auch unsrer Christen Glaubensruhm,
bei welchem wir oft Gräuel sehn,
die von den Heiden nicht geschehn!

24) Vertilge Satans Opferglut
und die geheime Götzenbrut,
die ihren Herd an deiner Statt
auch hier in tausend Seelen hat.

25) O, Schande! - Sollten wir doch nun
nicht mehr, als jene Heiden tun,
die Jesum nicht, wie wir, verstehn,
und dennoch gläubig von Ihm gehn?

26) Entzünd in uns die Heilsbegier
und zieh uns selbst, o Herr, zu dir,
zu deiner Kripp', in deine Schmach
und durch das Kreuz zum Himmel nach!

Text:
Melodie: Herr Jesu Christ, dich zu uns wend