Der ewgen Liebe soll mein Lied erklingen    

1) Der ewgen Liebe soll mein Lied erklingen,
die mitleidsvoll der Menschheit Schmerz und Gram
und allen Fluch der Sünden auf sich nahm,
um Himmelsglück und Frieden uns zu bringen.
Zwar fesselt noch die Töne Furcht und Scham!
Vermag's ein Staub, der Gottheit Ruhm zu singen?
Und kann ein Herz in ihre Tiefen dringen,
das allzu oft auf ihren Ruf nicht kam?

2) Und dennoch hat, o Heiland, deine Treue
dies eitle Herz durch Lieb' und Leid gebeugt!
Drum gib ihm, wenn es deine Huld bezeugt,
dass Christenherzen sein Gesang erfreue.
Den heilgen Ernst, der nur zu oft entfleucht,
verleihe mir, dass nichts den Sinn zerstreue,
und mache selbst das Auge mir auf's Neue
von Sehnsucht nach der ersten Liebe feucht!

3) Und wo nur immer Blütenkränze prangen
in deines weiten Reiches Wunderpracht.
Dir, Herr, allein sei jeder dargebracht.
Und froh in Zions Tempel aufgehangen.
Ach, könnt' ich, Heiland, deine Liebesmacht
mit Aug' und Herz nach ihrer Größ' umfangen
und wär zu heilgen Gluten das Verlangen,
von deinem Ruhm zu zeugen, angefacht.

4) Doch, weit vom Ziele sinkt der Flug darnieder,
in welchem fruchtlos sich die Sehnsucht müht.
In eitlen Flammen ist die Kraft verglüht,
und nimmer kehrt der Schwung der Jugend wieder!
Du weißt es, Herr! Die Flammen sind versprüht,
und schwäch're Kraft nur hebet mein Gefieder.
Drum hauche deinen Geist in meine Lieder,
und gib den Schmuck, der nimmermehr verblüht.

5) Wie lieblich war der Menschheit goldner Morgen,
der einst sich auf die junge Welt ergoss!
Da hielt die Unschuld, als ein sichres Schloss,
vor jedem Leid das Elternpaar geborgen.
Doch als das Flammenschwert den Garten schloss,
da kam der Jammer, offen und verborgen.
Der Sünde folgten Schmerzen, Gram und Sorgen
und jedes Weh, das aus dem Giftquell floss.

6) Verloren sind des Gartens Friedens-Auen,
erloschen ist des Unschuldsmorgens Pracht.
Drum muss ich dich in dunkler Leidensnacht
im Garten dort am Ölberg ringend schauen.
Da zeigt sich deiner Liebe volle Macht!
Dein reines Herz durchschauert Todesgrauen,
und dennoch wird in Demut und Vertrauen,
von ihm des Willens Opfer dargebracht.

7) Welch armes Herz von Staub vermag's zu fassen?
Des Gartens Boden wird zum Sühnaltar.
Die schwarze Nacht bringt Licht auf immerdar,
und Kraft und Mut dein Zagen und Erblassen.
Bewährt ist Gottes Wort, als furchtbar wahr!
Es muss der heil'ge Gott die Sünde hassen.
Der Richter kann die Strafe nicht erlassen.
Doch der Erbarmer rettet wunderbar.

8) Du liegst im Staube, mich vom Staub zu heben,
du zagst, dass ich getrost bestehen kann.
Es dringt des Todes Angst auf dich heran,
dass ich nicht trostlos dürf' im Tode beben.
Du nimmst den Kelch und wirst der Schmerzensmann.
Am Holz des Fluchs verströmt das reinste Leben.
Was kannst du mehr als dieses Blut uns geben,
das für der Sünderwelt Versöhnung rann?

9) Du neigst das Haupt, und in des Vaters Hände
befiehlst du deinen Geist! Was Gott gebot,
hast du erfüllt durch Leben und durch Tod,
damit der Fluch von unserm Haupt sich wende.
Doch bald erglänzt des Ostermorgens Rot,
dass siegreich sich dein großes Werk vollende,
und Lebenslicht dein Auferstehn uns sende
in unsre Herzen bängste Todesnot.

10) O Jesus Christ, welch' Menschenwort beschriebe,
was du getan, um unser Heil zu sein?
Mein armes Lied ist viel zu schwach und klein
für solche Größe Deiner Gnad' und Liebe.
Nimm du hinweg das alte Herz von Stein,
das ewig kalt und ungebrochen bliebe,
und senke selbst mir heil'ge Dankestriebe
für deine Treu' und Huld in's Herz hinein!

11) Mich trug mein Irrweg nach des Abgrunds Schlünden,
von allem Guten war ich nackt und bloß.
Da führt mich deine Huld in Gottes Schoß,
und tilgt aus freier Gnade meine Sünden.
Und ist solch' Lieben auch so grenzenlos,
dass Engel selbst es völlig nie ergründen.
So kannst du doch ein Opfer dir entzünden,
und deine Kraft ist auch im Schwachen groß!

12) Drum darf ich's dennoch, wenn auch stammelnd, wagen,
zu deinem Preis und Ruhm, o Gottessohn,
mit einzustimmen in den Jubelton
der Sänger, welche Zions Harfen schlagen.
Und würd' ein einz'ges Herz zu deinem Thron
auf Andachtschwingen einst in fernen Tagen
durch dieser Lieder Klang empor getragen,
so hätt' ich meines Sanges großen Lohn!

Text:
Melodie: Unbekannt