1) Der Erden Flor, die dunkelvolle Nacht
bedeckt nunmehr die Welt mit ihrem schwarzen Schatten,
drum, auf mein Geist, und sei dahin bedacht,
dem Höchsten deine Schuld und Opfer abzustatten.
Drum, weil, o großer Gott, ein ganz zerknirschter Geist,
dir das gefälligste und beste Opfer heißt,
so hilf durch deinen Geist mein kaltes Herz entzünden,
denn also muss mein Lied vor dir Genade finden.
2) Mein Gott, dass ich noch jetzt lebendig bin,
und dass die Meinigen von gleichem Glücke wissen,
ja, dass bei mir des Teufels sein Bemühn,
auch heute hat zu Schanden werden müssen,
das alles, großer Gott, hat deine Hand getan,
und weil ich selber nicht das alles wissen kann,
was deine Vaterhand mir Gutes hat erwiesen,
so sei für alle mir erzeigte Huld gepriesen.
3) Doch wird mir Angst, mein zitternd Herze bebt,
mein nasses Auge wird zu einer Tränenquelle,
wenn ich mir, wie ich diesen Tag gelebt,
und wie ich dich erzürnt, nunmehr vor Augen stelle.
Ich muss es selbst gestehn, ich bin der Hölle wert,
doch weil mein Gott den Tod des Sünders nicht begehrt,
so hoff ich auch bei ihm für die begangnen Sünden
Vergebung, und zwar durch des Sohnes Blut zu finden.
4) Dich ruf ich nur, o holder Vater, an,
lass dich ein weinend' Kind durch seine Buße rühren.
Ich habe zwar viel Sündliches getan,
doch will ich dich zu Jesu Kreuze führen.
Schau, wie dein lieber Sohn für alle Sünder büßt!
Schau, wie sein teures Blut mir zur Versöhnung fließt!
Nun will ich meine Schuld zu Jesu Kreuze legen,
das muss dich, Vater, zur Barmherzigkeit bewegen.
5) Ihr Sünden weicht, ihr schreckt mein Herze nicht,
ich habe euch bei Gott mit Tränen abgebeten,
und weil sein Mund Erbarmung mir verspricht,
so kann ich nun ganz freudig vor ihn treten.
Mein Jesus liebt mich doch, er nimmt die Sünder an.
Er hat mir diesen Tag und sonst viel Guts getan.
Er wird auch diese Nacht durch tausend Engelscharen
mich und die Meinigen vor aller Not bewahren.
6) Mein Gott, lass uns in deiner Obsicht sein,
und lass uns deine Hand vor allem Unfall decken.
schließ dieses Haus in deine Vorsicht ein,
so kann der Teufel uns auch selber nicht erschrecken.
Denn wo du, Jesu, wachst, da kann man sicher ruhn,
da kann der Teufel und die Welt nicht Schaden tun.
Da schläft man ganz vergnügt, da muss uns auf der Erden,
die Erde selbst schon zu einem Himmel werden.
7) Doch eh' der Schlaf die Sinnen noch zerstreut,
so lass, o Jesu, mich vorhero recht erwägen,
dass man mich wird, und zwar in kurzer Zeit,
in einen engen Sarg auf bloße Späne legen.
Vielleicht ist dieses schon die allerletzte Nacht,
doch davor graut mir nicht, genug: mein Jesus wacht,
mein Jesus lässt mich Trost in seinen Wunden finden,
mein Jesus hilft mir auch im Sterben überwinden.
8) So leg ich mich ohn' alle Furcht zur Ruh'.
Du Todesbruder, komm, erquicke meine Glieder.
Komm, Jesu, komm, schließ mir die Augen zu,
und, wenn es dir gefällt, so weck mich morgen wieder.
Mein Jesu, gute Nacht, ich schlafe fröhlich ein,
lass meine Träume nur von Jakobs Leiter sein,
ich schließe mein Gebet, und zwar in deinem Namen,
du aber, Jesu, sprich zu meinem Seufzen Amen.