1) Das Wesen dieser Welt betrügt,
das Eitle lässt sich immer sehen.
Der Glanz von außen wahrlich lügt,
es will nicht, wie man hoffet, gehn.
Wir wünschen sicher bessre Zeit,
da Leid und Unmut oft nicht weit.
2) Wir hören mehr als täglich zwar
den Einen hier, Den dort verbleichen,
doch meinen wir, in diesem Jahr
vielleicht von hier noch nicht zu weichen.
Uns ahnet nicht, was noch etwan
der späte Abend bringen kann.
3) Der Lebensfaden reißet ab,
eh wir bereit. Oft wider Hoffen
zeigt uns ein böser Fall das Grab,
Pest, Wasser, Feuer hat uns troffen.
Herr Jesu, gib mir stets im Sinn,
dass meine Lebenszeit dahin.
4) Weh denen, die da sind berückt
ganz unverhofft zur Zeit der Sünden.
Hat's ihnen schon hier wohl geglückt,
wo werden sie dort Labsal finden?
Drum sei es keinem eine Last:
die Sterbenskunst zuvor gefasst!
5) Wer mählich sich der Welt begibt,
und an sein Letztes öfters denktet,
der wird dadurch nicht sein betrübt,
dass er so schnell muss sein versenket.
Stirbt der Gerechte zeitig hie,
gibt Gott ihm Ruhe nach der Müh'!